Temeswar – Im serbischen Weißkirchen/Bela Crkva/Biserica Albă ist am Wochenende, aus Anlass der Feier zum 300. Jahrestags seit der Ortsgründung, die Büste des österreichischen Generals Claudius Florimund Graf Mercy (1666 – 1734) eingeweiht worden. Dies berichteten mehrere Temeswarer Online-Medien, darunter die Facebook-Seite „Legat de Banat“. Bereits 2009 bekam der erste Gouverneur des habsburgischen Banats ein Denkmal auf der Allee der Persönlichkeiten im Temeswarer Anton-Scudier-Park in der Innenstadt.
In Weißkirchen gilt Graf Mercy als Stadtgründer, der 1717 in seiner doppelten Eigenschaft als kommandierender General der kaiserlichen Provinz Temescher Banat und Präsident der Banater Landesadministration (1717 – 1734) die Gründung der Ortschaft beschlossen hatte. Am vorigen Wochenende feierten die Bürger von Weißkirchen die 300-jährige Geschichte ihrer etwa 10.000 Einwohner zählenden Kleinstadt und würdigten die Persönlichkeit von Graf Mercy entsprechend. Dieser hatte an der Befreiung des Banats durch Prinz Eugen von Savoyen teilgenommen und im Anschluss die Weichen für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung der Region gestellt.
Weißkirchen liegt im südlichen Teil des Banats, unweit des Grenzübergangs Naid²{ – Kaluderovo sowie der Mündung der Nera in die Donau, und verwaltet als administratives Zentrum der gleichnamigen Gemeinde 14 Dörfer, darunter auch das einzige von Tschechen bewohnte Dorf in Serbien mit tschechischer Bevölkerungsmehrheit, Cesko Selo. In der Kleinstadt leben ferner Rumänen, Ungarn und Roma. 1910 lebten in Weißkirchen über 6000 Deutsche, knapp 2000 Serben, 1800 Rumänen und 1200 Ungarn, 2002 wurden jedoch nur noch 29 Deutsche in Weißkirchen gezählt. In der Umgebung von Weißkirchen, das vor 1918 zum ungarischen Komitat Temes gehörte, wird heutzutage intensiv Landwirtschaft betrieben, die sanften Ausläufer der Westkarpaten sind mit Obst- und Weingärten bepflanzt. In Weißkirchen selbst kaufen viele Bürger aus dem Raum Orawitza ein und die ein paar Kilometer westlich der Stadt liegenden Badeseen sind inzwischen ein beliebtes Wochenendziel für viele Rumänen aus den Kreisen Temesch und Karasch-Severin.
Das serbische Banat, Teil der Autonomen Provinz Vojvodina, besinnt sich seit ein paar Jahren immer häufiger seiner habsburgischen Geschichte, eine Büste für Graf Mercy wäre noch vor zehn Jahren nur schwer vorstellbar gewesen. Inzwischen aber ehrte die Stadt Werschetz/Vršac den banatschwäbischen Polyhistor Felix Milleker (1858 – 1942) und die Stadt Pantschowa den deutschen Großunternehmer Georg Weifert (1850 – 1937). Weifert baute die Notenbank des jungen Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen nach 1920 auf und war deren erster Gouverneur.