40 Kioske werden Straßenbahnopfer

Umbau des Reschitzaer Nahverkehrs zwingt Familien zur Umorientierung

Reschitza – Das jüngste Okay des Reschitzaer Stadtrats zum Beginn der Bauarbeiten für die (Wieder-) Einführung des Straßenbahnverkehrs zwingt drei Dutzend Reschitzaer Familien zur Umorientierung: da parallel zum Bau der Straßenbahntrasse auch die Straßen, Grünflächen und Gehsteige – praktisch die gesamte Straße - neugestaltet werden, müssen auf dem Stadtgebiet auch 40 diverse Verkaufskioske abgerissen bzw. demontiert werden. Was implizite bedeutet, dass die meist als Familienbetrieb betriebenen Kioske manche Familien ihres Einkommens verlustig machen, wenn sie entfernt werden müssen – oder diese Familien zur Umorientierung zwingen. Vorläufig sind nur die am Hauptboulevard der Neustadt befindlichen Kioske dran, wo die erste Etappe des Straßenbau-Trassenbaus startet.

Der Leiter der Abteilung Stadtvermögen im Reschitzaer Rathaus, Liviu Gârtoi, ging mit dieser Nachricht an die Öffentlichkeit. „Letztendlich werden sicher etwa 40 Kioske betroffen sein vom Abriss oder einer Versetzung/Verlegung. Das geschieht etappenweise, also nicht alle auf einmal, parallel zum Fortschreiten der Straßenbau-Bauarbeiten und zur Umgestaltung der Straßen, durch welche die Trasse führt – das sind die Hauptstraßen der Stadt. Vorläufig handelt es sich um den Abschnitt vom Renk-Werk bis zum Victoria-Kaufhaus an der Hauptkreuzung der Neustadt. Betroffen sind einstweilen 13 Familienbetriebe, die wir bereits unterrichtet haben.“

Die Stadt möchte den Mietern und Betreibern dieser Kioske Alternativen anbieten, betonte Gârtoi. Schließlich sei man ja nicht grundsätzlich gegen diese Art des Erwerbs. Die Stadt bietet als Alternative eine Verlegung der Kioske auf den Vorplatz des Nordbahnhofs oder in den Raum rund um den Südbahnhof an.

„Dieses Angebot der Stadt gilt für die erste Bauphase der Umgestaltung des Nahverkehrs“, sagte Gârtoi. „Vor allem am Südbahnhof gäbe es nicht unattraktive Möglichkeiten, im Anbau des Bauernmarkts. Dort wird gegenwärtig im ersten Stock ein China-Laden betrieben, darunter nutzen Anwohner den Raum als überdachter Parkplatz. Wenn die Umbauarbeiten rund ums Gerichtsgebäude in der Nachbarschaft dieser Tage beendet werden, müssen die Privatautos ihre „Garagen“ verlassen und dort ist Raum für Kioske – eine Alternative auch zum Bauernmarkt. Die Planungen dazu stehen bereits. Dort hatte ein lokaler Unternehmer eine Konzession auf den Raum, doch er wurde vertragsbrüchig und die Stadt ist wieder im Besitz des überdachten Raums. Allerdings: wenn die Besitzer der Kioske, die weichen müssen, selber der Stadt Alternativen vorschlagen, wir sind für Vorschläge offen...“

Weichen müssen die ersten 16 Kioske bis am 1. Juni. Unter den Besitzern und Betreibern der Kioske gibt es helle Aufregung. Die Maßnahme wird als „Willkür“ der Stadt gegen das „Unternehmertum“ angeprangert – und die schüttere Opposition im Reschitzaer Stadtrat hat die wenigen Argumente lautstark aufgenommen. Wortführer der „Geschädigten“ ist einer der reichsten Reschitzaer Handelsunternehmer, der Gründer und Besitzer des Getränkehandels (inzwischen auch Lebensmittelhandels) „Miruna International“, Marin Belei, ein ehemaliger Kellner: „Eine Schweinerei, was die vorhaben! Wenn die glauben, dass wir zwischen dem Ufer der Bersau und dem heruntergekommenen Nordbahnhof Kunden finden, dann haben sie keine Ahnung. Straßenhandel gibt es weltweit, überall. Dass die statt unserer Kioske Fahrradtrassen einrichten wollen – mal schauen, wie die die Ecken der Wohnblocks meistern, wo unsere Kioske stehen! Was mich am meisten wundert: wir haben doch einen Bürgermeister, der aus der Privatwirtschaft kommt, selbst Unternehmer war und insgeheim noch ist. Gerade dieser Bürgermeister macht mir Sorgen. Da ist doch etwas nicht in Ordnung...“ Belei kündigte an, seine beiden Läden, die er jetzt verlegen soll, zu schließen. Und die zwölf Angestellten hat er bereits verständigt, dass sie arbeitslos werden.