Temeswar (ADZ) – Seit mehreren Wochen laufen nun die Umbau- und Modernisierungsarbeiten am Temeswarer 700er-Markt, am Dienstag wurden die Verkaufsbuden abgerissen. Errichtet in den 1990er Jahren, sollen sie von einem Unternehmer gebaut worden sein, der sich ein öffentliches Grundstück unter den Nagel gerissen habe. Dies wollte er nicht mehr tolerieren, erklärte Bürgermeister Dominic Fritz. Auch habe man es mit billigen Metallkonstruktionen zu tun gehabt, die ins Stadtbild keineswegs mehr passen, so der Bürgermeister. Während der Abreißaktion kam es zu Protesten der Geschäftsinhaber, die die Tatsache beklagten, dass die Verwaltung ihnen den Betrieb bis Jahresende genehmigt hatte, sie jedoch vom Abriss nur kurz davor informieren ließ.
Ziel sei es, den Markt zu modernisieren und für Verkäufer und Kunden bessere Bedingungen zu schaffen. Wie der Markt letztendlich aussehen wird, ist unklar. Fest steht, dass durch die Erweiterung des Parkplatzes die Verkaufsfläche deutlich geringer geworden ist. Ähnliches geschah mit dem „Doinei“-Markt im Stadtteil Schager Straße, wo nach der sogenannten Instandsetzung, die in diesem Sommer erfolgt ist, deutlich weniger Platz für Verkaufsstände geblieben ist.
Keine der postrevolutionären Temeswarer Verwaltungen wusste so richtig, was mit dem 1969 in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums eröffneten 700er-Bauernmarkt („Piața 700“) anzufangen wäre. Unter Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu plante man 2007 bis 2008 die unterirdische Verlegung des Marktes und die Neugestaltung der dadurch freigewordenen Fläche, doch aus dem Vorhaben wurde nichts. Bürgermeister Nicolae Robu versprach mehrmals, den Markt zu modernisieren, doch auch aus diesen Versprechungen wurde nichts. Unter Robu ließ allerdings ein Unternehmer den alten Parkplatz des Marktes bebauen, dieses Recht bekam er als Abfindung für die Abtretung einer Immobilie im Stadtzentrum, die im Volksmund als „Aquarium“ bekannt war und die Sichtachse zwischen der Oper und dem Hunyadi-Kastell blockierte. Robus erstes Wahlversprechen 2012 war jenes, das „Aquarium“ abzureißen, was er dann auch tat. Später schien den Ex-Bürgermeister der 700er-Markt nicht mehr sonderlich zu interessieren und auch die Fritz-Verwaltung hegte bisher kein besonderes Interesse. Allerdings brannte im Winter 2021 die Blumenverkaufshalle ab und musste nachher saniert werden. Gegen Ende des Temeswarer Kulturhauptstadt-Jahres hieß es, man wolle den Markt auflösen und auf dem Gelände eine neue Konzerthalle für die Temeswarer Philharmonie bauen. Auch diesen Gedanken scheint man aufgegeben zu haben, weil die Verwaltung jetzt in die Neugestaltung des Marktes investiert. Dieser allerdings wird kaum noch von der Kundschaft besucht, weil er überteuert und sehr klein geworden ist und sich in seiner Nähe mehrere größere Supermärkte befinden.