Reschitza - Nach den drei Tagen zentralen Gedenkens an die Russlanddeportation der Rumäniendeutschen (24. bis 26. Januar, in Reschitza und Temeswar), fanden in Reschitza noch drei Gedenkveranstaltungen, am 28. Januar und am 9. Februar statt. In der Galerie der Kulturbehörde des Kreises Karasch-Severin, Reschitza wurde zu Mittag des 28. Januars die Dokumentationsausstellung zum Thema 30 Jahre Russlanddeportierten-Denkmal in Reschitza eröffnet, während am Nachmittag, im Deutschen Jugend-, Dokumentations- und Kulturzentrum zwei Ausstellungen eröffnet wurden: die Philatelie-Ausstellung zum Thema Russlanddeportation, aus der Sammlung von Norbert Blistyar (aus Steierdorf, heute in Deutschland), sowie die Kunstausstellung der Reschitzaer Künstler Anton Ferenschütz (*10.11.1927, Reschitza – †25.04.2018, Bielefeld/Deutschland) und Franz Binder (*14.11.1924, Steierdorf – †11.11.2004, Reschitza). Die beiden Vernissagen fanden statt im Rahmen eines Rundtischgesprächs „Die Deportationen und ihre Geschichten“, mit Teilnehmern aus dem Banater Bergland seitens der Kreisfiliale Karasch-Severin des Vereins der ehemaligen politischen Häftlinge Rumäniens.
Am Sonntag, dem 9. Februar wurde die letzte Gedenkveranstaltung in Reschitza, der Russlanddeportation in diesem Winter gewidmet, organisiert. In der Evangelischen Kirche Reschitza fand der sonntägliche Gottesdienst mit Pfr. Walther Sinn (Semlak/Arad) statt, in dessen Rahmen auch für die Opfer der Russlanddeportation gebetet wurde. Zum selben Anlass wurde in der Kirche eine Kunstausstellung des Reschitzaer Künstlers Anton Ferenschütz organisiert. Auch wurden drei Russlanddeportiertenlieder seitens des „Franz Stürmer“-Chors aus Reschitza (Dirigentin: Elena Cozâltea) vorgetragen.
Im Rahmen des Gottesdienstes wurde von Pfr. Walther Sinn auch die Botschaft des Landesbischofs der Evangelischen Kirche A.B. Rumänien vorgelesen. Im Rundschreiben zum 80. Gedenken der Deportation steht u.a. Folgendes geschrieben: „Die ungerechte Russlanddeportation ist die größte Tragödie in der Geschichte der Deutschen in Rumänien und für unsere Evangelische Kirche. Unbeschreibliches Leid hat nicht nur die Deportierten, sondern auch ihre Familien getroffen. Dieses Leid wurde nach der Deportation durch die Enteignung der Bauern noch verstärkt. Die durch die Deportation verursachte Familientrennung zeitigte verheerende Folgen in den Jahren und Jahrzehnten danach und hat sich über den Exodus der 1990 Jahre hinaus bis heute auf die Zahl und das Schicksal der evangelischen und deutschen Minderheit maßgeblich ausgewirkt. Es gebührt sich auch nach 80 Jahren, derer, die stellvertretend für uns alle gelitten und gestorben sind und tiefe Wunden davongetragen haben, in Ehrfurcht und Andacht zu gedenken und ihnen sowie ihren betroffenen Familien mit Anteilnahme und Zuwendung zu begegnen. Durch erfahrene Gnade und den Glauben gestärkt haben viele Heimgekehrte einen Neuanfang gewagt. Die Jahre nach der Jahrhundertwende haben politische, soziale und kirchliche positive Entwicklungen unserer Gemeinschaft gebracht. Die einst in Gehende und Bleibende getrennte Gemeinschaft ist heute versöhnt und findet vermehrt Wege der Zusammenarbeit, Begegnung und Stärkung und wächst kontinuierlich zu einer grenzübergreifenden Gemeinschaft in Sprache und Glauben zusammen. Das Gedenken der Deportation will uns zur christlichen Anteilnahme für die Verstorbenen und Gezeichneten führen sowie zur Dankbarkeit für die erfahrene Bewahrung bewegen. Es will uns allen Mahnmal sein, uns nach Kräften für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen“, so Bischof Reinhart Guib in seinem Rundschreiben, datiert 9. Januar 2025.