Hermannstadt - Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen, Schriftsteller und Künstler hatten im Oktober 2012 auf einer dreitägigen Konferenz in Klausenburg/Cluj auf vielfältige Art und Weise das Thema und die Problematik „Heimat“ reflektiert, sinniert und interpretiert. Die Tagung war von der Deutschen Gesellschaft e.V. (Berlin) in Kooperation mit der Babeş-Bolyai-Universität veranstaltet worden. Von Dr. Ingeborg Szöllösi (im Auftrag der Deutschen Gesellschaft e. V.) herausgegeben, erschienen zum Jahresende 2013 die Tagungsbeiträge als Buch im Mitteldeutschen Verlag in Halle.
Auf die Suche nach der Bedeutung von Heimat hatten sich die vorrangig aus Siebenbürgen stammenden bzw. da lebenden Referenten der Tagung verständlicherweise mit Blick auf diesen besonderen Landstrich und auf Grund ihrer Erfahrungen gemacht. Ihre Beiträge sind im Buch in vier Sparten gruppiert. Unter dem Titel „Heimat – eine Grenzbestimmung“ wurden die Überlegungen des Historikers Konrad Gündisch zu Flucht, Vertreibung, Um- und Aussieldung im 20. Jahrhundert am Beispiel der Rumäniendeutschen, der Vortrag des Komponisten Hans Peter Türk zum Wechselspiel zwischen Volkslied und Kunstmusik am Beispiel der „Auswanderer-Suite“ und dem „Gebet aus Siebenbürgen“ sowie das Filmprotokoll des Films „Wunden – Erzählungen aus Transsilvanien“ von Günther Czernetzky und die Diskussionseinleitung von Beatrice Ungar „Heimat gehört uns“ vereint.
Der Heimat als „Lebenswelt – Lebensgefühl“ gingen der Geograf Wilfried Schreiber und der Soziologe Rudolf Poledna nach sowie in einer Lesung die Schriftsteller Joachim Wittstock und Hans Bergel. Letztgenannte betitelten ihre Exposés „Heimat – Heimwelt“ bzw. „Heimat ist Freiheit“. Dass Heimat ein literarisches Refugium bieten kann bzw. wie dieses literarisch dargestellt wird, davon zeugten die Vorträge der Dichterin Ana Blandiana, des Literaturhistorikers Michael Markel, der Sprachwissenschaftlerin Daniela-Elena Vladu und der Philosophin Ingeborg Szöllössi. Geortetet ist Heimat in diesen Beiträgen im Spannungsfeld zwischen Blatt Papier und Hölle. In Teil vier sind der – auch mit Farbfotos illustrierte – Beitrag des Künstlers Gert Fabritius und die Reflexion des Philosophen Wolf Dieter Enkelmann zu „Odysseus auf dem Weg in die europäische Heimat“ abgedruckt. „Mit der Heimat wird man nicht fertig“ ist der Schlussbeitrag des Germanisten Georg Aescht betitelt. Die Tagung hatte gezeigt, dass man zumindest mit der Debatte des Themas nicht fertig wird.