Temeswar (ADZ) – Man könne mit dem Kulturhauptstadt-Jahr im Allgemeinen zufrieden sein, die Stadt Temeswar habe einen großen Erfolg verbucht. So lautete das gemeinsame Fazit des Temeswarer Bürgermeisteramtes und der Temescher Kreisverwaltung: Am Donnerstag präsentierten Bürgermeister Dominic Fritz und der Kreisratsvorsitzende Alin Nica die Bilanz des Kulturhauptstadt-Jahres und der von ihnen organisierten Veranstaltungen.
Insgesamt hätten an diesen Veranstaltungen über eine Million Bürger aus dem In- und Ausland teilgenommen, es habe bisher 800.000 Übernachtungen in Temeswarer Beherbergungseinrichtungen gegeben, sagte Bürgermeister Fritz. Am wichtigsten sei jedoch die Tatsache, dass es sich um einen Qualitätssprung im Kulturleben der Stadt handelt, um die Durchsetzung zwei großer Ambitionen, die die Stadt gehabt habe, so Fritz weiter. In erster Linie sei es gelungen, Kultur und Kunst neu zu definieren und beide als Motoren der Entwicklung und neue Elemente der Gemeinschaftsbindung zu etablieren. In zweiter Linie habe man Temeswar und Rumänien einen besseren Platz auf Europas Landkarte verschaffen, und das nicht nur im Kulturbereich. Nur wenige hätten an diesem Erfolg geglaubt, auch viele, die seit zehn Jahren an diesem einmaligen Projekt gearbeitet haben, zeigten sich zurecht skeptisch, so Bürgermeister Fritz.
Laut dem anwesenden Direktor des Vereins zur Förderung der Stadt Temeswar, Simion Giurca, sei man mit dem vom Nationalen Institut für Statistik berechneten Touristenzahlen nicht einverstanden. Die Statistikbehörde hatte zwischen Januar und September lediglich 257.762 Touristen im Kreis Temesch gezählt. Dem Verein liegen jedoch andere Zahlen vor, man werde sie im Februar 2024 detailreich der Öffentlichkeit vorstellen. Insgesamt 1,3 Millionen Bürger hätten an den Veranstaltungen des Kulturhauptstadt-Programms teilgenommen, über 800.000 Übernachtungen habe es gegeben, so Giurca. Man müsse aber das Kulturhauptstadt-Jahr im regionalen Kontext sehen: Osteuropa leide weiterhin an der Inflation sowie am Ukraine-Krieg, das habe die Zahlen gemindert. Jedenfalls habe auch die Statistikbehörde heuer um 43 Prozent mehr Touristen im Kreis Temesch als im Vorjahr gezählt. Insofern könne man getrost sagen, dass das Projekt Kulturhauptstadt-Jahr ein Erfolg war und der erste gelungene Schritt auf dem Weg einer entsprechenden Vermarktung der Stadt Temeswar als internationales Reiseziel, so der Tourismus-Fachmann Giurca.
Alin Nica erläuterte die Vision der Kreisverwaltung, die sich von jener des Bürgermeisteramtes deutlich unterschieden hat. Die Stadtverwaltung habe eine horizontale Strategie verfolgt und sich vorgenommen, die gesamte Stadt und alle ihre Stadtteile im Programm einzubinden. Der Kreisrat habe eine vertikale Strategie erprobt und sich auf die Durchführung von großangelegten Veranstaltungen von hohem Niveau konzentriert. Das eigene Programm habe man als komplementär zum Programm der Stadt begriffen; die Idee habe sich als klug erwiesen. Das beste Beispiel sei die Constantin-Brâncu{i-Ausstellung im Nationalen Kunstmuseum (die noch bis Ende Januar 2024 läuft), die bereits über 80.000 Besucher gezählt hat. Man habe somit die Exzellenz gefördert. Gleichzeitig sei man auch in den Kleinstädten des Kreises präsent gewesen und habe das traditionelle Höhlenkonzert von Românești zu einem Großevent gemacht, ein einmaliges Ereignis für die zahlreichen ausländischen Besucher. Nica glaubt, dass noch mehrere Veranstaltungen möglich gewesen wären, aber man wolle an das Erreichte anknüpfen und plane bereits für die kommenden Jahre.
Davon sprach auch Bürgermeister Fritz: Man wolle in der Innenstadt eine Konzerthalle bauen sowie ab 2024 jährliche Stipendien im Gesamtwert von einer Million Euro an Künstler vergeben, die nach Temeswar kommen und hier schaffen sollen. Der Kreisrat wolle den Kreis Temesch und das Banat 2027 zur Gastronomie-Region Europas machen sowie weiterhin Sonderausstellungen im Nationalen Kunstmuseum organisieren, man habe nun die Erfahrung und auch die entsprechende Ausstattung. Eine Vertreterin des Projekte-Zentrums der Stadt Temeswar sagte im gleichen Zusammenhang, dass man tatsächlich ein erfolgreiches Jahr gehabt habe, dass man aber auch gleichzeitig aus sehr vielen Lektionen gelernt habe und für die kommenden Jahre deutlich besser dastehe.