Ärztemangel zwingt zu Spitalschließung

Gefahr droht auch im Fall der Poliklinik: zu wenig Fachpersonal

Neumoldowa – Um ein Krankenhaus betreiben zu können und dafür die Unterstützung der Krankenversicherung zu erlangen, muss ein Spital vier Abteilungen haben. Jenes von Neumoldowa/Moldova Nou˛ – es ist für einen Raum von 40 km stromauf und 60 km stromabwärts sowie bis an den Rand der Almascher Senke zuständig – verliert wahrscheinlich in diesem August den einzigen Kinderarzt des Krankenhauses und muss damit die Abteilung schließen. Damit auch das Krankenhaus. Das Notsignal zieht der neue Bürgermeister von Neumoldowa, Adrian Torma (PNL), der früher schon als Stadtrat immer wieder auf die selbstgefälligen Schlampereien der alten Stadtführung unter Matei Lupu (PSD) aufmerksam gemacht hat: „In der Pädiatrieabteilung ist die Situation kritisch.

Wenn im August, wie angekündigt, der einzige Kinderarzt wegzieht, fällt die Finanzierung seitens der Krankenversicherung weg und wir können zusperren. Dazu gibt es keine Alternative. Ich habe schon meine gesamten politischen  Ambitionen mit Füßen getreten und einen neuen Krankenhausmanager in Person von Sebastian Pătroi (PSD) ernannt, den ehemaligen Finanzmanager, aber der Schließungsdruck bleibt. Und die von der Krankenkasse sind nicht zu erweichen: Geld gibt´s nur, wenn vier Abteilungen funktionieren! Es ist unglaublich schwer, Ärzte herzubringen.“ Ein Grund dafür ist, dass es für Ärzte weder Dienstwohnungen noch sonstiges materielles Entgegenkommen seitens der Stadt gibt.

Das steht erst jetzt auf der Liste der Beschlussvorlagen zur nächsten Stadtratstagung.  „Um einen Arzt von Temeswar, wo er praktiziert, nach Neumoldowa zu locken, wo er gebraucht wird, muss man auch was springen lassen. Es geht immerhin um 160 km nicht der besten Straßen“, sagt der Unternehmer Torma. „Mein Vorgänger hat nie kapiert, dass man auch Entgegenkommen zeigen muss, wenn man von ausgebildeten Ärzten etwas will. Neumoldowa macht auf den ersten Blick den schlechtesten Eindruck: ungepflegt, verlottert, nichts an Kulturangeboten, nicht einmal eine nennenswerte Buchhandlung, zudem hunderte Kilometer vom nächsten Hochschulzentrum entfernt. Der Kinderarzt geht, weil ihm außer dem kümmerlichen Lohn eines Krankenhausdoktors nichts geboten wurde.“ Zudem, so Torma, bedarf es einer klaren Strategie, in Zukunft solcherlei unangenehme Momente zu vermeiden. Er meint damit: Bereitstellen von Dienst- oder Protokollwohnungen, Verrechnung von Dienstfahrten u.Ä. „Wir sprechen gerade mit drei-vier Ärzten, die Interesse an Neumoldowa zeigen. Es sind meist pensionierte Ärzte – also ist es eine Übergangslösung – aber immerhin ein Anfang. Vielleicht gelingt es auch, die Lage der von Schließung bedrohten Poliklinik positiv zu klären. Und auch die Situation funkelnagelneuer Krankenhausausstattungen - etwa ein neues, seit drei Jahren unausgepacktes Magnetresonanzgerät fürs Krankenhaus – muss dringend geklärt werden. Die Lage ist dramatisch!“