Hermannstadt – Es gibt keine urbanen Ortschaften ohne Flaniermeile. Rechnet man die Verringerung des Spielraumes bedächtiger Standhaftigkeit im neunzehn Jahre alten 21. Jahrhundert hinzu, erklären sich Konsumrausch und regelmäßig ändernde Aufschriften auf Ladentüren und Schaufenstern wie von selbst. Noch heute empfängt die Humanitas-Verlagsbuchhandlung auf der Heltauergasse/Nicolae Bălcescu in Hermannstadt/Sibiu ihre Klientel genau dort, wo sie 1991 eröffnet worden war. Buchhändlerin Maria Moga ist stolz auf den Ausnahmeladen mit Kellergeschoss, den sie vom Gründungstag an 28 Jahre lang geführt hat, ehe sie Ende September laufenden Jahres in den Ruhestand trat. Mittwochnachmittag, am 11. Dezember, wurde Maria Moga öffentlich in den illustren Kreis der Botschafterinnen und Botschafter des Vereins für die Verschönerung Hermannstadts (Asociaţia pentru Înfrumusețarea Orașului Sibiu, AIOS) aufgenommen. Bürgermeisterin Astrid Cora Fodor (Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien, DFDR) und Tudor Ștefan Popa, Vorsitzender der AIOS, überreichten der Gefeierten die Ehrenurkunde. Fünfzig Interessierte waren im Innenhof des Rathauses vorstellig geworden, um aus nächster Nähe spontane Meinungsäußerungen einer geachteten Buchhändlerin zu erfahren.
Maria Moga ist für ihr dezentes Lächeln bekannt, das allen Personen galt, die den Innenraum der Verlagsbuchhandlung betraten. Auch wenn die gewählt auftretende Dame von Welt nicht mehr täglich an ihrer alten Wirkungsstätte ein- und ausgeht, atmet weiterhin ihre leise Freundlichkeit aus den Regalen und matt strahlenden Ziegelwänden. Literaturunkundigen mochte die Wortkargheit der grau- und kurzhaarigen Buchhändlerin bisweilen als Hemmschwelle erscheinen, und so manch einem ungestüm hereinwehenden Teenager auf der Suche nach Pflichtlektüre hat Maria Moga sinnstiftende Lesegeduld beibringen können. Dass im Kellergeschoss der Heltauergasse Nummer 16 die Zeit beim freien Blättern in Büchern stressfrei schlägt, ist maßgeblich ihr zu verdanken. „Großes Danke an Architekt Paul Veseli und den Metropoliten Antonie Plămădeala, die damals den Ausbau des Kellers zur Buchhandlung ermöglicht haben!“, lauteten die ersten Worte von Ruheständlerin Maria Moga nach Entgegennahme der AIOS-Botschaftsurkunde.
Gleichfalls hohe Dankbarkeit sprach Maria Moga auch Gabriel Liiceanu aus: „Für all seine Geduld mit mir in den Jahren der Zusammenarbeit, da ich keine unbedarfte Normerfüllerin bin.“