Alltagsleben erschwert

Akustische Ampelanlagen für Sehbehinderte abgeklebt

Die Akustikanlangen sind infolge der Klebebänder kaum noch hörbar. Foto: Ceva de Spus

Temeswar – Als Sehbehinderter in Temeswar/Timișoara durch die Stadt zu seinem Recht zu kommen, das ist wohl eine Herausforderung. Um diesen Menschen entgegen zu kommen, sind in den letzten Jahren akustische Anlagen an den Ampeln quer durch die Stadt angebracht worden. Einige dieser Ampeln für Sehbehinderte wurden neulich mit Festband zugeklebt, so sind die akustischen Signale kaum hörbar.

Dies passierte gleich an mehreren Ampeln in der Josephstadt/Iosefin. „Mehrere solche Ampelanlagen wurden zugeklebt. Wer? Wieso? Das ist ungewiss. Jedoch kann man sich leicht vorstellen, dass die Akustik die Einwohner aus der Gegend anscheinend gestört hat“, schrieb Zoltán Szövérdfi, Mitarbeiter des „Ceva de Spus“-Vereins für Menschen mit Behinderung auf der Facebookseite des Vereins. „Die Lautstärke dieser Anlagen ist sowieso meist auf leise gestellt und die akustischen Signale können tagsüber von den Betroffenen wegen des Straßenlärms nur schwer gehört werden. Diese Geräte komplett zum Verstummen zu bringen, ist einfach grotesk und miserabel. Wir werden eine Klage beim Bürgermeisteramt und eine bei der Kommunalpolizei einreichen, damit die Behörden nun diesen Fall untersuchen“, setzte Zoltán Szövérdfi fort.

Die Vertreter des Bürgermeisteramtes sagten den Medien gegenüber, dass die 538 Akustikanlagen in der Bega-Stadt unter Beobachtung gehalten werden und dass alle Klebebänder entfernt werden. „Das Bürgermeisteramt fordert dabei auch die Kommunalpolizei auf, diejenigen, die die Lautsprecher der Anlagen zugeklebt haben, zu ermitteln und zu sanktionieren“, hieß es seitens der Stadt Temeswar.
„Viele Leute können es nicht verstehen, was für eine Freude es für uns ist, wenn wir diese akustischen Signale hören. Für manche können diese Geräusche störend sein, aber für uns, die im Dunkeln leben müssen, sind diese lebenswichtig. Wir brauchen Warnzeichen auf der Straße – die Signale müssen wir hören können, damit wir uns trauen, die Straße zu überqueren. Das sind keine Sonderbedürfnisse für uns, sondern einfache Grundbedürfnisse im Alltag“, sagt Simona Maria Smultea, Stellvertretende Vorsitzende des Temeswarer „Ceva de Spus“-Vereins. Die 31-Jährige ist zu 90 Prozent blind – wegen einer Netzhautablösung kann die Frau nur noch mit ihrem linken Auge bis zu maximal 10 Prozent sehen.