Reschitza – Bürgermeister Ioan Popa macht schon lange kein Hehl daraus, dass die Stadt an zwei Immobilien interessiert ist, die zum jüngeren Immmobilienerbe gehören und die emblematische Bauten der Stadt sind. Beides Bauten aus den 1950er Jahren, die das neue Bild der Stadt prägen sollten. Und es auch taten und tun.
Das eine ist das Gewerkschaftskulturhaus, das seit einem Jahr in einem Versteigerungsprozess wegen Insolvenz ist, von Etappe zu Etappe zu jeweils etwas geringerem Preis – allerdings ist man von den ursprünglich geforderten rund sechs Millionen Euro noch nicht bei einer Summe, die der Stadtleitung von Reschitza fair und machbar scheint, also (angesichts der Kosten, die in eine Renovierung zu stecken wären) bei etwas über einer Million. Das Alleinstellungsmerkmal des Gewerkschaftskulturhauses besteht darin, dass es das erste solche Kulturhaus Rumäniens war, das auf Staatskosten gebaut und den Gewerkschaften zur kulturell-administrativen Nutzung überlassen wurde.
Das andere ist das im Privatbesitz des Reschitzaer Immobilienhais Costel Ciobanu (genannt „Barbălată“) befindliche „Alte Universalkaufhaus“, seinerzeit (zu Beginn der 1950er Jahre) das erste Großkaufhaus, das im Banat zu kommunistischer Zeit gebaut wurde. (Beide Gebäude entstanden übri-gens unter der Bauaufsicht des aus Detta stammenden schwäbischen Baumeisters Johann Frombach.) In den vergangenen Jahren hatte es rund ums „Universal“, wie es in Reschitza heißt, einiges Aufsehen gegeben dank einer Ausstellung, die der im internationalen Trend liegende und hochgeachtete – aber auch kontrovers diskutierte – Künstler Dumitru Gorzo in diesem seit zweieinhalb Jahrzehnten ungenutzten Gebäude veranstaltet hatte, indem er das ganze Gebäude mittels Graphik in ein Kunstobjekt verwandelte. Gorzo, der aus Ieud in der Marmarosch stammt und abwechselnd in Rumänien und in New York lebt, ist Jahrgang 1978, Maler, Graphiker, Bildhauer, Gründungsmitglied der Künstlergruppe Rostopasc˛. Er tritt ein für die Salonfähigkeit der erotischen Kunst – Gorzo nennt sie provokativ „Pornographie“.
Bürgermeister Popa, der als Mensch gilt, der in bestem Einvernehmen mit dem „Unternehmer“ Ciobanu-Barb˛lat˛ lebt, hat nichtdestotrotz auch in diesem Jahr seinem Stadtrat den Vorschlag unterbreitet, die Grundstücks- und Immobiliensteuer fürs „Universal“ um 500 Prozent als Strafbesteuerung anzuheben, wegen der Vernachlässigung der Gebäudepflege. Zudem hat das Rathaus Ciobanu-Barb˛lat˛ jüngst eine Geldstrafe von 50.000 Lei aufgebrummt. Aus denselben Gründen und weil sich vor Kurzem ein großes Stück Verputz von der Fassade gelöst hat und auf den Gehsteig gefallen ist. Jetzt musste ein Teil des Gehsteigs abgesperrt werden, denn er liegt auf dem Schulweg eines Teils der Schüler des „Diaconovici-Tiez“-Kollegs. „Ich musste meinem Freund Costel Ciobanu eine solche Strafe aufbrummen“, entschuldigte sich der Bürgermeister, „die fulminant ist, aber ich habe mich mit dem Katastrophenschutz ISU Semenic beraten und die meinten, man muss den nachlässigen Besitzern die Gefahr bewusst machen, der sie ihre Mitbürger aussetzen.“
Neben dem „Universal“ ist auch das „Semenic“-Hotel gegenüber dem Rathaus mit der höchsten Strafbesteuerung wegen Vernachlässigung belegt worden – und dort gibt es ebenfalls Absperrungen wegen bröckelnder Fassade.
Bürgermeister Popa: „Wir sind nach wie vor am Kauf des Gebäudes interessiert, aber zu einem realistischen Preis. Die Gorzo-Ausstellung, die wir dort organisiert haben, zeigte das immer noch bestehende Potenzial dieses Gebäudes. Ich hoffe immer noch, dass wir uns mit dem Besitzer in unseren Preisvorstellungen irgendwo begegnen.“