Schäßburg - Den Regen vertrieben die Mitglieder der Jugendtanzgruppe des Deutschen Forums Schäßburg/Sighişoara am Donnerstagnachmittag. Als sie auf die Bühne stiegen goss es noch in Strömen, beim letzten Tanz war fast schon Sonnenschein. Um die Bühne am Burgplatz versammelten sich nun auch die Zuschauer, um der Eröffnung der nunmehr 12. Ausgabe des Interkulturellen Festivals ProEtnica beizuwohnen. Dem das Wetter heuer noch einige Sorgen verursachte, nicht aber den rund 800 Teilnehmern. Nach Schäßburg kamen Kulturgruppen und Vertreter von 20 ethnokulturellen Gruppen aus Rumänien. Sie boten erneut Beispiele aus ihrem Tanz- und Liederrepertoire – in das sie auch Lernwillige einführten.
An Ständen vor der Klosterkirche konnte man sich zudem über die Veröffentlichungen der Liga der Albaner in Rumänien, der Föderation der jüdischen Gemeinschaften, der Vereinigung der Mazedonier oder der Union der Serben informieren, Schmuck und andere Handwerkserzeugnisse waren vom Verband der Armenier zu erhalten. Über den Beitrag der Minderheiten zur wirtschaftlichen Entwicklung Rumäniens referierte Prof. Dr. Emilian Dobrescu im Rathaussaal, ebenda veranstaltete die Förderation der jüdischen Gemeinschaften Symposien zum Thema jüdischer Humor bzw. der jüdischen Traditionen und Bräuche. Von Freitag- bis Sonntagabend waren sodann Filme von Radu Gabrea in der Synagoge zu sehen. Erneut konnte, wer es wollte, erfahren, wie es um die anderen nationalen und ethnischen Minderheiten in Rumänien steht und einen Einblick in ihr Leben erhalten.
Bei keiner Ausgabe des Festivals gefehlt hat Carol König, der auch diesmal den Gruß des Kulturministeriums überbrachte. Er berichtete auf der Pressekonferenz von der ersten Begegnung mit Volker Reiter, dem Leiter des Interethnischen Begegnungszentrums (IBZ), der ihm 1998 die Idee einer solchen Veranstaltung für alle Minderheiten vorgetragen hatte. Das Vorhaben kam sofort gut an und wird seither vom Kulturministerium gefördert. Finanzielle Unterstützung erhält die Veranstaltung ferner vom Departement für interethnische Beziehungen, das durch Unterstaatssekretärin Christiane Cosmatu vertreten war. In ihrer Eröffnungsansprache ging sie auf die Bedeutung ein, die das Bewahren der Identität und der Muttersprache für die nationalen Minderheiten hat. Bei der Pressekonferenz unterstrich die Repräsentantin des Deutschen Forums die Wichtigkeit der Jugendarbeit um jene heranzubilden, die die Traditionen weiterführen.
Vorrangig aus Bergschülern besteht die Jugendtanzgruppe des Schäßburger Forums, teilweise noch jünger waren die Mitglieder der „Kikerics“, der Tanzgruppe der Schäßburger Filiale des Ungarnverbands. Das Jugendalter nicht überschritten hatten auch die Mitglieder des Ensembles „Siamo di nuovo Insieme“ des Verbands der Italiener, die u. a. eine Tarantella zeigten. Am ersten Festivaltag traten desgleichen „Palucenka“, die Tanz- und Gesanggruppe der Banater Bulgaren, „Karasevska zora“, das Ensemble der Kroaten aus Karaschowa und das Ensemble „Apollonas“ des Verbands der Griechen aus Sulina, auf. Von Freitag bis Sonntag konnte man ferner Beispiele aus dem Kulturgut der Roma, der Mazedonier, der Albaner, der Lipowener, der Polen, der Rutenen, der Aromunen, der Tataren, der Armenier, der Slowaken, der Juden, der Serben, der Türken und der Szekler sehen oder wiedersehen. Volker Reiter hatte in seiner Begrüßung allen Verbänden der Minderheiten gedankt, dass sie sich auch heuer am Fest beteiligen.
Als letzte Tanzgruppe stieg am Sonntagabend erneut jene des Schäßburger Jugendforums auf die Bühne. Der erste Reigen wurde zusammen mit den Tänzern der sächsischen Tanzgruppe des Hemannstädter Forums getanzt, die zuvor einen Auszug aus ihrem Repertoire geboten hatte. Auch dieser Auftritt wurde vom Regen begleitet.