Temeswar (ADZ) – Eine Strafkammer des Temescher Gerichts hat am Mittwoch eine 30-tägige Untersuchungshaft gegen den angesehenen Temeswarer Chirurgen Octavian Mazilu verhängt, nachdem die Staatsanwaltschaft ihn wegen Bestechlichkeit am Dienstag festgenommen hatte. Der Oberarzt, der die zweite Abteilung für Allgemeinchirurgie und Onkologie des Munizipalkrankenhauses leitet, wurde am Dienstag in flagranti erwischt, als er von einer Patientin 300 Lei bekam. Laut einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft wurde Mazilu seit Mitte März von den Strafverfolgungsbehörden überwacht, in seinem Büro hatten die Staatsanwälte mit Bewilligung des Strafrichters Videokameras verstecken lassen. Zwischen dem 18. März und dem 31. Mai soll Mazilu 25 Mal Bestechungsgelder von seinen Patienten oder von deren Angehörigen angenommen haben; bezahlen ließ er sich in Lei oder in Euro. Die Summen belaufen sich zwischen 100 und 2000 Lei. Am Dienstag schlug dann die Strafverfolgungsbehörde zu, der 57-jährige Mazilu wurde direkt aus dem Krankenhaus abgeführt und nach einem Verhör dem Strafrichter vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Untersuchungshaft, der Richter stimmte zu. Gegen die Maßnahme kann Beschwerde eingelegt werden.
Mazilu, der für mehrere Jahre das städtische Notfallkrankenhaus geleitet hatte, gehört der PSD an, die er auch im Temeswarer Stadtrat vertreten hatte. In seiner im Juni 2021 abgegebenen Vermögenserklärung schrieb er, dass sein Monatsgesamteinkommen bei etwa 6000 Euro liegt, da er neben seinem Einkommen als leitender Arzt im Stadtspital auch einen Gehalt als Professor an der Medizinuniversität bezieht und darüber hinaus auch noch Gesellschafter eines Unternehmens ist.
Nach seiner Verhaftung teilte die Leitung des Munizipalkrankenhauses im Namen aller Angestellten der Einrichtung mit, dass man Mazilus Taten bereue und sich von ihm vollständig abgrenzen möchte. Die Angestellten des Städtischen Notfallkrankenhauses würden den Kampf für das Leben und den strikten Schutz aller Rechte der Patienten als höchste Werte anerkennen, für die man sich täglich einsetze. Was Mazilu getan habe, würde die Ehre des Arztberufs schädigen. Man habe das Personal immer wieder darauf hingewiesen, keine ärztliche Leistung von der Anbietung von Gegenleistungen abhängig zu machen.
Die Temescher PNL nutzte Mazilus Verhaftung um gegen den Koalitionspartner PSD Stimmung zu machen. Zwar gelte die Unschuldsvermutung, die PSD müsse jedoch öffentlich Stellung nehmen und sich zu dem Fall Mazilu äußern, teilte der PNL-Kreisvorsitzende Alin Nica mit. Der Temescher PSD-Vorsitzende Alfred Simonis wies ihn sofort in die Schranken: Die Liberalen im Kreis Temesch sollen zunächst den eigenen Hof kehren und nicht übersehen, dass gegen zwei führenden Gestalten ihrer Partei bereits der Strafprozess laufe, ihnen werde Korruption im Zusammenhang mit einer Stimmabgabe im Parlament vorgeworfen. Im Umfeld von Nica gäbe es auch andere dubiose Gestalten, gegen einige habe man die Strafverfolgung eingeleitet.