Arad - Ein alter Wunschtraum der Arader Bevölkerung und der Kommunalverwaltung wird spät, aber nun doch wahr: Das Ministerium der Landesverteidigung hat das Protokoll zur Übergabe der Arader Festung an die Stadt unterzeichnet.
Den großangelegten Sanierungsvorhaben und der beabsichtigten Umgestaltung der Festung in die bedeutendste touristische Attraktion der Maroschstadt steht demnach nichts mehr im Wege. Verhandlungen über den Übergang der Arader Festung in Stadtbesitz laufen schon seit dem Jahr 2000. 2010 ging die Stadtverwaltung zu diesem Zweck auch eine Partnerschaft mit dem Ministerium für Landesverteidigung ein.
Eine der Hauptbedingungen des Ministeriums ist auch heute gültig: Die Stadtverwaltung verpflichtet sich termingerecht die Militärgarnison Gai bei Arad zu sanieren und ANL Wohnungen für die Militärangehörigen und ihre Familien zu bauen. Die Finanzierung von 7,5 Millionen Euro wird aus dem Stadthaushalt gesichert. Laut dem Arader Bürgermeister hat der Stadtrat einen diesbezüglichen Beschluss gefasst, als Bekräftigung erwartet man baldigst auch einen entsprechenden Regierungsbeschluss. Laut Bürgermeister Falcă wird der erste Schritt des mehrjährigen Sanierungsprojekts (zwei Zyklen 2015-2020,2020-2027), dessen Kosten auf zirka 220 Millionen Euro geschätzt werden, die Veranstaltung eines internationalen Ideenwettbewerbs für die Sanierung der Festung sein.
Daran sollen sich außer den rumänischen Architekten auch die sechs bedeutendsten Architektengesellschaften Europas beteiligen. Eine wichtige Bedingung für die Beantragung von EU-Mittel für dieses Stadtvorhaben ist zudem die termingerechte Erarbeitung der erforderlichen Machbarkeitsstudie. Seit 1995 ist in der Arader Festung das rumänische Infanteriebataillon 191 Colonel Radu Golescu stationiert, dieses beteiligt sich seit 1999 mit 400 Solodaten an dem rumänisch-ungarischen Friedensbataillon Peace Support Operation (PSO).
Als Militäreinheit konnte die Festung bisher weder fotografiert noch besichtigt werden.
Die Arader Festung zählt neben den Festungen von Karlsburg, Temeswar, Großwardein und Fogarasch zu den fünf Vauban- Festungen auf dem Gebiet Rumäniens. Die Festung wurde auf Befehl der Kaiserin Maria Theresia in 20 Jahren (1763-1783) im Vauban-Tenaille-Stil nach Plänen des Generals und Militärarchitekten Ferdinand Philipp Harsch, unter der Bauleitung von Johann Georg Haruckern als Teil der Militärgrenze zum osmanischen Reich erbaut.
Die Baukosten beliefen sich auf die damals enorme Summe von drei Millionen österreichische Gulden. Angelegt wurde die Festung auf einer Marosch-Halbinsel (Gesamtumfang 3180 Meter) in Form eines sechseckigen Sterns, mit sechs Basteien für 296 Schießscharten, mit drei Steinmauern (Breite drei Meter) und Wassergräben umgeben. Die Stadt überließ damals unentgeltlich das gesamte Gelände der kaiserlichen Armee, zusätzlich mussten 168 Häuser zerstört werden. Im Lauf der Jahrhunderte wurde die Festung als Militärstützpunkt und Militärgefängnis genutzt. Im Festungsinnern befand sich die Militärverwaltung, die Wache, ein Krankenhaus, ein Franziskanerkloster und eine katholische Kirche. Die letzten Mönche verließen das Kloster 1861.
Bekanntester Häftling der Festung war Gavrilo Princip, der Attentäter von Sarajevo. Hier waren 1794 auch 1200 französische Soldaten aus den Napoleonischen Kriegen inhaftiert. Während der Revolution von 1848 wurde die Festung monatelang von der ungarischen Revolutionsarmee belagert und auch kurz besetzt. Die Habsburger inhaftierten hier darauf 500 Offiziere der königlichen ungarischen Armee. Am 6. Oktober 1849 wurden bekanntlich 13 ungarische Generäle in der Festung hingerichtet. 1918 wurde die Festung von französischen und serbischen Truppen besetzt, 1919 von der rumänischen Armee übernommen. Die Festung blieb Militärgarnison, 1944 quartierte die Rote Armee hier bis 1958 eine Panzerdivision ein, darauf zog ein rumänisches Panzerregiment ein.