Temeswar (ADZ) – Das Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute Herrenhaus der aromunischen Familie Mocioni in der Gemeinde Feny/Foeni soll ab April für insgesamt 12 Millionen Lei umfangreich saniert werden. Das Projekt wurde auf die Finanzierungsliste des RO-CULTURA-Programms gesetzt, das von den EU-assoziierten Ländern Norwegen, Island und Liechtenstein getragen wird und dessen Mittel Anfang dieses Jahres aufgestockt wurden. Dementsprechend kann das Sanierungsprojekt in Feny früher als zunächst geplant beginnen. Der Eigenbeitrag des Temescher Kreisrats, dem das Gebäude gehört, beläuft sich auf 20 Prozent. Im Herrenhaus der Mocionis, im Volksmund auch unter der Bezeichnung „Kastell“ bekannt, obwohl es nicht mehr als ein stattliches Herrenhaus ist, soll unter anderem eine Ausstellung zum Leben und Wirken der einflussreichen Familie untergebracht werden. Dadurch erhoffen sich die Projektträger eine bessere Attraktivität der 42 Kilometer von Temeswar entfernten Gemeinde, wo seit 2014 auch ein Grenzübergang nach Serbien besteht. Mit der Fertigstellung der Sanierungsarbeiten und der Eröffnung der Einrichtung wird bis spätestens 2024 gerechnet.
Die Mocioni-Familie soll sich im Banat bereits Ende des 17. Jahrhunderts niedergelassen haben, sie kam aus dem heutigen Albanien und wanderte, genauso wie andere mazedorumänische oder aromunische Familien, die sich mit Handel und Viehzucht beschäftigten, in das Habsburgerreich aus. Hier brachten es die Mocionis zu Ruhm und Wohlstand, im 19. Jahrhundert wurden sie unter dem magyarisierten Namen „Mocsonyi de Foen“ geadelt. Einige Familienmitglieder wurden in den Budapester Landtag gewählt, besonders hervorgetan haben sich Andrei Mocioni (1812-1880) und Alexandru Mocioni (1841-1909). Sie galten als wichtige Befürworter der politischen Rechte der Siebenbürger und Banater Rumänen, für die Unterstützung rumänischen Kulturlebens spendeten sie einen erheblichen Teil ihres Vermögens. Finanziert hat Alexandru Mocioni unter anderem den Bau der orthodoxen Kathedrale von Hermannstadt sowie die Errichtung des ASTRA-Museums.
Einige Familienmitglieder heirateten Angehörige des ungarischen Kleinadels im Banat und in Siebenbürgen, eine Mocioni heiratete Anfang des 20. Jahrhunderts einen Angehörigen der alten und weitverzweigten Familie Teleki. Die Mocionis erbauten oder erwarben im 19. Jahrhundert mehrere Herrenhäuser im Banat, als Hauptsitz galt jedoch weiterhin das neoklassische Kastell in Feny, zumal sich auf dem Ortsfriedhof auch die Krypta der Familie befindet. Weitere Residenzen sind im heute serbischen Vlajkovac bei Werschetz/Vrsac sowie in den Dörfern Bulci und C²pâlna{ anzutreffen. Diese liegen am südlichen Ufer der Marosch im Kreis Arad, in der sanften Hügellandschaft des nördlichen Banats. Das Schloss in Birchi{ brannte 1918 ab und wurde nicht mehr aufgebaut. Besonders schön ist das Herrenhaus von Căpâlnaș, dessen Pläne angeblich vom Wiener Architekten Otto Wagner stammen, die Bauaufsicht übernahm der mährische Architekt Maurus Kallina, der in Budapest arbeitete und an einigen der Mocioni-Häuser Erweiterungen oder Sanierungen vorgenommen hat. Keines der noch vorhandenen Mocioni-Häuser befindet sich heute in einem guten Zustand, teilweise eingestürzt ist inzwischen die Residenz von Vlajkovac. Das Herrenhaus von C²pâlna{, das dem Kleinen Trianon bei Versailles nachempfunden sein soll, beherbergt eine Psychiatrie-Anstalt. Das Temeswarer Palais der Familie Mocioni, das sich in etwa dort befand, wo heute das Bega-Großkaufhaus steht, wurde 1947 abgetragen.