Hermannstadt – Eine zehntägige gemeinsame Reise. Vier junge Menschen aus Österreich und Rumänien. Ein multikulturelles Kunstprojekt, begleitet von mehreren Künstlerinnen und Künstlern aus Österreich. Ihre Reise führt sie durch Rumänien, durch die Regionen Siebenbürgen und Banat, deren Vergangenheit und Gegenwart beide durch das Zusammenwirken verschiedener Kulturen geprägt sind. Die Interkulturalität, das „Unterwegs-Sein“, das „In-der-Geschichte-unterwegs-Sein“ sind wesentlich für das Projekt. Inspiriert haben sich die leitenden Künstlerinnen und Künstler des Projekts bei der österreichischen Künstlerin Gertrud Bodenburger, die im 18. Jahrhundert mit ihrer Wandertheatergruppe von Wien nach Siebenbürgen reiste und das Hermannstädter Kulturleben mitgestaltete. Bei der Idee dieser „künstlerischen Wanderschaft auf Zeit“ geht es auch darum, Kontakte zu knüpfen, mit Kunst in die Gesellschaft hineinzuwirken.
Den Beginn ihrer Reise erlebt die Gruppe in Hermannstadt, hier hat sie drei Tage lang ihre Künstlerresidenz aufgeschlagen, hier lernt man sich kennen, Themen werden abgesteckt, Interessen besprochen. Die erste Übung, die die Gruppe gemeinsam erlebt, ist gleichzeitig die erste Aktion, die draußen stattfindet: Im Hermannstädter Erlenpark entwerfen sie gemeinsam ein Kreidebild auf dem Gehweg, stellen den Vorübergehenden spontane Fragen, kommen mit den Passanten ins Gespräch. Nichts läuft geplant, alles ist improvisiert. Die Ergebnisse: Zufallsgeprägt und deswegen so besonders. Das ist es, was erreicht werden soll: mit Menschen in Kontakt kommen, Geschichten sammeln, die Umgebung in sich aufnehmen. Prägung erfahren und geprägt werden. Als Kollektiv wie auch als Individuum.
Die vier jungen Menschen aus Rumänien und Österreich, Stefania Bîrlea, Julian Gräupner, Simon Tartler und Maria Stan bringen ihre eigenen Interessen mit, eigene Fähigkeiten, die sie während der Reise erweitern und ausbauen wollen. Verschiedene Interessen und Fähigkeiten bedeuten auch, dass man einen Weg des Zusammenwirkens finden muss. Ziel ist es aber nicht nur, die eigenen Fähigkeiten zu bedienen, sondern möglichst viele künstlerische Ausdrucksformen kennenzulernen, Neues auszuprobieren: Film und Foto, Zeichnung und Malerei, Tanz und Musik, Landart und Plastik, Texte und Szenische Arbeiten sind die Formen, die man erproben kann. Dabei stehen Themen aus den Bereichen „Natur“, „Umwelt“, „Frauenrechte“, „Geschichte“ und „Gesellschaft“ im Mittelpunkt. In Workshops erarbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tagtäglich neue Inhalte. Herzstück des Projekts ist die Partizipation: Umgebung und Begegnung fließen stetig in die Umsetzung mit ein.
Zu Fuß und mit der Bahn erkundet die Gruppe das Land. Ihr Weg führt sie von Hermannstadt aus in die siebenbürgischen Dörfer Hammersdorf/Gușterița und Frauendorf/Axente Sever, nach Baaßen/Bazna und Groß-Probstdorf/Târnava, schließlich nach Kleinkopisch/Copșa Mica und dann nach Simeria in den Dendrologischen Park. Danach verbringt die Gruppe einen Tag in Radna und Lippa/Lipova und reist zum Abschluss in die diesjährige Kulturhauptstadt Temeswar.
„Das Ganze soll zusammenwachsen zu einem gemeinsamen Kollektiv – wie die verschiedenen Teile eines Puzzles, die wir dann zu einer gemeinsamen großen Gestaltung in Form einer Abschlussausstellung zusammenführen. Die Ausstellung bildet diesen Weg ab. Wir wollen Spuren hinterlassen, so wie Reisende immer Spuren hinterlassen haben, und das Reisen hinterlässt Spuren bei uns allen in der Gruppe. Das wollen wir sichtbar machen mit unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen“, präzisiert Teresa Leonhard, eine der leitenden Künstlerinnen des Projekts.
Die interaktive Ausstellung wird in Rumänien in Temeswar seit dem 7. und noch bis zum 24. September im Haus der Jugend/Casa Tineretului gezeigt. Im Spätherbst dieses Jahres ist sie dann auch in Österreich zu sehen. Das Projekt wurde durch das Österreichische Kulturforum Bukarest im Rahmen des Programms #newTogether finanziert und mit Unterstützung von Rezidența BRD Scena9 realisiert. Finanziell unterstützt wurde das Projekt durch das Land Kärnten, die AGB Theaterpädagogik und die Innenhof Studios sowie verschiedene private Unterstützerinnen und Unterstützer. Partner des Projekts war zudem die Lucian-Blaga-Universität in Hermannstadt/Sibiu.