Reschitza - „Die Chance, ein mehr als 55-jähriges Klientelismussystem zu zerschlagen“, indem Rumänien in sieben Regionen organisiert wird (in etwa entsprechend dem Wirkungsraum der heute bereits existierenden regionalen Entwicklungsagenturen, die in ihrer Entstehungszeit, in den ersten Jahren der 2000er Jahre, vom Präsidenten Iliescu aus Leibeskräften torpediert wurden), die danach auch unvergleichlich größere Chancen auf EU-Förderungen haben, diese Idee, die der Ex-Premierminister und Bürgermeister von Klausenburg, Emil Boc (PNL) vertritt, teilt voll und ganz auch der Reschitzaer Bürgermeister Ioan Popa.
Eine wirkliche und tiefgreifende Modernisierung Rumäniens werde nur möglich, wenn eine „seriöse“ Verwaltungsreform durchgeführt wird, sagen die beiden Bürgermeister unisono. Boc erläuterte, wie er 2011 als (damals von der PDL beauftragter) Premierminister einen Vorstoß in Richtung regionalen Zusammenschluss der mehr als 40 Landeskreise gewagt hatte und wie er vom tief in den Verwaltungsstrukturen verwurzelten Klientelismussystem gestoppt wurde, bevor er überhaupt konkret werden konnte. Trotzdem bleibt im Raum: Regionale Fördergelder aus Brüssel können nur Verwaltungsräume erhalten, die mehr als 800.000 Einwohner haben. In Rumänien sind das bloß zwei, Suceava und Bukarest. Gemessen an den Modernisierungsbedürfnissen der Großräume und des Landes insgesamt ist das so viel wie gar nichts.
Emil Boc erklärte dem Fernsehsender Digi24: „Ich bin der festen Überzeugung, dass es einfach machbarer ist, die Landeskreise per Gesetz zusammenzulegen und Regionen zu bilden – die es selbst im Bewusstsein ihrer Bewohner schon lange gibt – als zwei Drittel der Verfassung zu ändern und auf Regionen zuzuschneiden, mit allen Diskussionen, die das auslöst und... verzögert, mit echten Geburtswehen. Andrerseits: stellen Sie sich mal vor, was es heißt, ein seit 1968, seit der letzten Verwaltungsreform, tiefstverwurzelt und im Kolletivbewusstsein als ‘normal’ empfundenes Klientelismussystem radikal zu zerstören, ein Gebilde, das binnen 55 Jahren entstanden ist. In jedem Landeskreis gibt es Bürgermeister, Polizei, Katasterämter, Grundbücher, eine Unmenge Verwaltungsnetzwerke, rund um die sich lauter kleine Cliquen gebildet haben. Würden diese endlich mal zerschlagen werden, könnte Rumänien richtig aufatmen.“
Ioan Popa schlug sofort in dieselbe Kerbe: „Absolut einverstanden mit Boc! Als 1968 die Territorialreform durchgeführt wurde, hatte Rumänien, hatten die Ortschaften eine ganz andere Bevölkerungszahl als heute. Die Gesamtbevölkerungszahl Rumäniens ist dramatisch gesunken.