Hermannstadt - Die dunkelgrauen Wolken hingen tief und das himmlische Nass nieselte herunter am Samstagvormittag. Die Luft war kalt und feucht. Die Natur zeigte sich von ihrer besten Herbstseite. Jedoch schreckte das unfreundliche Wetter die rund 30 passionierten Fahrradfahrer nicht ab. Sie versammelten sich vor dem städtischen Stadion, um die neue Fahrradstrecke einzuweihen.
Die Aktivisten des Vereins „Tură în Natură“ wählten und markierten mit finanzieller Unterstützung des Hermannstädter Kreisrates die außerstädtische Fahrradstrecke, die den Namen „Emil Cioran“ erhielt. Der 17 Kilometer lange Weg verbindet Hermannstadt/Sibiu einerseits mit Răşinari, dem Geburtsort Ciorans, und andererseits mit Poplaca. Die Initiatoren stuften die Strecke als „leicht“ ein. Sie soll besonders geeignet für Familienausflüge in die nähere Umgebung von Hermannstadt sein. Dies bewies auch die erste Ausfahrt am Samstag: Der jüngste Teilnehmer war 12 und der älteste 72 Jahre alt.
Der Cioran-Fahrradweg beginnt vor dem Haupteingang des Stadions und ist mit einer Info-Tafel markiert. Nach den ersten zwei Kilometern, die man am Fahrradweg durch den Erlenpark/Parcul sub Arini passiert, biegt man im Goldtal/Valea Aurie in den Wald ab. Eine Weile schlängelt sich der Weg am Zoo entlang und kommt dann auf einen Forstweg durch den Jungen Wald/Pădurea Dumbrăvii. Die nächste Gabelung befindet sich beim Kloster in der Nähe von Răşinari. Von hier kann man entweder bis zu Ciorans Geburtshaus oder bis nach Poplaca fahren.
Die Idee, zu der Fahrradstrecke in Heltau/Cisnădie eine weitere in der Hermannstädter Umgebung anzulegen, kam den Vereinsmitgliedern beim Beobachten der Fahrradfahrer, die von Hermannstadt nach Răşinari am Rande der verkehrsreichen Kreisstraße fahren. „Wir wollten den Fahrradfahrern einen alternativen, einen schöneren Weg bieten, an dem man mit der ganzen Familie gefahrlos Ausflüge machen kann“, erklärte der Vorsitzende des Vereins Mihai Proca. Da eines der Streckenenden Răşinari ist, war auch die Wahl des Namens für diesen Fahrradweg einfach. Nur wenige wissen, dass Cioran selbst zu den passionierten Fahrradfahrern gehörte. Das Stipendium, das der Philosoph 1937 für die Vorbereitung seiner Doktorarbeit in Frankreich erhielt, nutzte er zum Teil für eine Fahrradtour durch das Land.
Auch wenn der „Emil Cioran“-Weg als „leicht“ bezeichnet wird, hat er seine Tücken. Man sollte also entsprechend ausgestattet sein: Der Fahrradhelm wird auf allen Info-Tafeln empfohlen, eine Pumpe sollte man ebenfalls dabei haben, eventuell auch einen Ersatzschlauch. „Bis nach Răşinari kann man auch in anderthalb Stunden gelangen, doch es lohnt sich, diese Strecke etwas langsamer anzugehen um die malerische Landschaft zu genießen“, riet Proca vor der Abfahrt.