Temeswar (ADZ) - Nach dem Presseskandal, der seine strafrechtliche Verurteilung aus dem Jahr 2004 aufdeckte, reichte der Leiter der Temeswarer Fernheizwerke Colterm am Freitag seine Kündigung ein. Er hatte die Stelle erst am 1. Februar angetreten und sollte als Finanzexperte mithilfe eines Beraters für Gläubigervergleiche Colterm vor der Insolvenz retten und damit auch eine an das Werk hoch verschuldete Stadtverwaltung. Bürgermeister Fritz gab dazu eine Pressemitteilung am Freitag heraus, in der er einerseits behauptete von der strafrechtlichen Vergangenheit Nanus nichts gewusst zu haben und einsah, dass dessen Glaubwürdigkeit den Gläubigern gegenüber kompromittiert sei und zugleich den Verwaltungsrat ermahnte, bisherige Umstrukturierungsmaßnahmen umzusetzen und den Prozess Richtung erfolgreiches Gläubigervergleichsverfahren zur Abwendung einer Insolvenz fortzuführen. Sonst würde er nicht davor zurückscheuen, die Auflösung des Colterm-Verwaltungsrats im Stadtrat zu beantragen.
Ähnlich wie bei der Pressekonferenz Ende Januar unterstrich Fritz die dramatische und auch gefährliche Lage, in der sich der städtische Fernwärmezulieferer und das Bürgermeisteramt selbst befänden: 310 Millionen Lei hoch seien die Schulden Colterms, 160 Millionen Lei wiederum schulde die Stadt dem Unternehmen. Werde der Rettungsplan nicht bald umgesetzt, liefe die Stadt Gefahr, mehr als 50.000 Haushalte, aber auch Krankenhäuser, Schulen und sonstige öffentliche Einrichtungen ohne Warmwasser und Fernheizung stehen lassen zu müssen. Außerdem würden voraussichtlich dabei die Konten der Verwaltung gesperrt, sodass auch sonstige Investitionen oder Dienstleistungen der Stadtverwaltung ausfielen. „Fällt Colterm, fällt das Bürgermeisteramt“, schloss Dominic Fritz.
Bezüglich Gläubigervergleich solle noch diese Woche die Ausschreibung für einen Berater mit Erfahrung in solchen Verfahren abgeschlossen werden. Eine ambitionierte Umstrukturierung sei der einzige Weg zu einem profitablen Geschäft. Parallel dazu will Fritz mit der Weltbank einen Vertrag für ein Beratungspaket hinsichtlich neuer Energie- und Fernheizstrategie Temeswars schließen, die Verhandlungen diesbezüglich würden bereits seit Herbst laufen. Einen entsprechenden Vorschlag werde er dem Stadtrat unterbreiten.
Seine Pressemitteilung schloss der Oberbürgermeister mit dem Hinweis: Es sei wohl kein Zufall, dass die Offenbarungen über Nanu just zu dem Zeitpunkt geschehen seien, als dieser zwei der sieben Direktorenposten bei Colterm streichen ließ. Dominic Fritz werde auch künftig zusehen, solche Geldhähne in der Stadtverwaltung abzudrehen und sei auf derart brutalen und heftigen Widerstand gefasst.