Auf den Klang gebracht

Das Bukarester Stadtzentrum ertönt in anderer Manier

Antje Vowinckel (links) und Maria Balabaş
Foto: Oana Lăpădatu

Bukarest - Am Donnerstag, dem 14. September, um Punkt 16 Uhr läuteten in der Poştei-Straße im Alten Stadtzentrum die ersten Klänge das Projekt Inside-Out des Goethe-Instituts ein. Die bekannten Klang- und Radiokünstlerinnen Antje Vowinckel (Deutschland) und Maria Balabaş (Rumänien) präsentierten am frühen Abend ihre Sound-Installationen in der Bukarester Altstadt. Anschließend stellten sie ihr jeweiliges Konzept in einem Vortrag vor.

Nach der Begrüßung durch die Institutsleiterin des Goethe-Instituts, Dr. Evelin Hust, begleiteten die beiden Künstlerinnen die Führung, ohne viele Worte zu sprechen. Somit ließen sie dem Publikum Zeit, sich auf den Ort und die Klänge einzulassen. Die Menschen blickten zu den Häuserfassaden und erkundeten, woher die neuen Geräusche kamen. Antje Vowinckel platzierte Lautsprecher in den Regenrinnen der Po{tei Straße, welche Niederschlag in fast allen Formen imitierten – mal als einzelne Tropfen, mal als Regenschauer. Später auf der Route befanden sich die Installationen von Antje Vowinckel zwischen den Steinen des alten Fürstenhofes Curtea Veche. Dort wurden die Passanten selbst zu Komponisten. Durch vier Supersensoren, die mit Lautsprechern an dem Stahlgeländer verbunden sind, wurden beim Vorbeigehen unterschiedliche Klänge erzeugt – je nach Geschwindigkeit und Abstand zum Sensor.

Am Platz Sf. Anton positionierte die zweite Künstlerin, Maria Balabaş, Lautsprecher unter den Bänken und das Publikum ließ sitzend und lauschend alles auf sich wirken. Anders als bei den zwei Stationen zuvor gehörte zu den Klängen hier auch Gesprochenes und Gesang.

In einem anschließenden Vortrag erzählten die zwei Künstlerinnen von ihren Anfängen und dem Weg von der Idee des Projektes bis hin zur Realisierung. Für Antje Vowinckel war Bukarest als Deutsche zu Beginn des Projektes noch unbekannt. Sie erkundete die Stadt mit dem Fahrrad und traf über diesen Weg die Auswahl der Plätze für die Installationen. „Die Wahl des Platzes ist das Wichtigste – kein Ort gleicht dem anderen in Bezug auf Klangvoraussetzung“, so die Künstlerin. Die engen Straßen in der Altstadt seien perfekt für eine gute Resonanz, führte sie weiter aus. Auf das Thema „Regen“ kam sie jedoch erst am Ende ihrer Recherchereise. Anfangs war für sie nur klar, sie werde unter keinen Umständen Musik aus den Lautsprechern ertönen lassen – davon gäbe es bereits genug in der Stadt und vor allem im Stadtzentrum, erklärte sie. Inspiriert hätten sie die Regenrinnen an den Häusern. Für sie sahen sie aus wie umgedrehte Orgelpfeifen, welche bekanntlich Töne von sich geben. Vom Ort ablenken sollten die Klänge jedoch nicht. Eine Imitation von Regen erschien ihr für das Projekt daher perfekt.

Maria Balaba{ verfolgte ein anderes Klangkonzept für das Projekt. Zwar wählte sie für die Installation ebenfalls Lautsprecher, jedoch geben ihre Aufnahmen das Geschehen vom selbigen Ort (Platz Sf. Anton) wieder. Darunter befinden sich Gespräche, welche auf den Bänken stattfanden, oder auch Gitarrenmusik, welche dort gespielt wurde. Diese Aufnahmen wechseln sich mit hinzugefügten Liedern ab, die sie mit persönlichen Erfahrungen verbindet, so die Künstlerin Maria Balaba{. Noch bis zum 24. September können beide Klangkonzepte erkundet werden. In der Po{tei Straße erklingen die Töne jeweils von 13 bis 17 Uhr und am alten Fürstenhof und dem Platz Sf. Anton jeweils von 16 bis 20 Uhr.

Die Umsetzung des Projektes dauerte ein ganzes Jahr. Neben den Genehmigungen für das Stadtzentrum und der Themenfindung musste ein komplett neues technisches Konzept erstellt und erprobt werden. Die Frage, ob sie wieder ein Projekt in Bukarest realisieren würde, beantwortete Vowinckel positiv. Das hinge jedoch auch vom Goethe-Institut Bukarest ab, so die Künstlerin.