Auf zum dritthöchsten Gipfel der Welt

Colibășanu und Gane wollen weiteren Achttausender ersteigen

März 2021 machten sich Horia Colibășanu (l.) und Marius Ghane zur Eroberung des Dhaulagiri auf. Wegen eines Lawinenunglücks, das sie beide überlebten, konnten sie jedoch die Spitze über die schwierigere Route nicht erreichen. Foto: Horia Colibășanu

Temeswar – Die rumänischen Bergsteiger Horia Colibășanu und Marius Gane wollen in diesem Frühjahr den Kangchendzönga in Nepal erobern. Es soll das erste rumänische Team sein, das den 8586 Meter hohen Gipfel im Himalaya zu besteigen versucht. Es ist der dritthöchste Berg auf der Welt (nach Mount Everest und K2). Horia Colibășanu hatte bereits 2012 versucht, diesen Gipfel zu erobern, musste jedoch knapp 100 Meter unter der Bergspitze aufgeben. Anfang April will er nun den zweiten Versuch in Nepal starten. Ihm zur Seite steht der Bergsteiger Marius Gane, mit dem er letztes Jahr den Dhaulagiri, einen weiteren Achttausender im Himalaya, erstiegen hatte. Wie bei bisherigen Expeditionen wollen die beiden auf künstliche Sauerstoffzufuhr und die Hilfe der Scherpa verzichten. Veranstalter der Kangchendzönga-2022-Expedition ist der Temeswarer Sportclub Alternative.

Der Kangchendzönga zieht sich der indisch-nepalesischen Grenze entlang, gehört zu einem der abgelegensten Orte des Himalaya–Gebirges und ist ob seines unvorhersehbaren Wetters und häufiger Lawinen sagenumwoben. Er steht angeblich an zweiter Stelle der am gefährlichsten zu besteigenden Berggipfel: 2021 ist beispielsweise jeder vierte Bergsteiger an den Hängen des Kangchendzönga ums Leben gekommen. Die erste Besteigung war 1955 einem britischen Bergsteigerteam gelungen, der nächste Erfolg ließ über 20 Jahre auf sich warten. Aus Respekt für den Götterglauben der Einheimischen haben die ersten Bergsteiger einige Meter unter der Spitze Halt gemacht und nicht den höchsten Punkt betreten, so dass dieser Achttausender als „der Unangetastete“ gilt. Bisher hat sich noch kein rumänischer Bergsteiger auf ihn getraut.

Horia Colibășanu hat in seiner Bergsteigerkarriere bereits an 23 internationalen Besteigungen teilgenommen, hat als einziger Rumäne bereits acht Achttausender erstiegen, darunter K2, Annapurna und Lhotse, und genießt dafür internationale Anerkennung: die Goldmedaille für sportliche Verdienste des spanischen Navarra, Spirit of Mountaineering“ (Piolets d’Or, 2009) seitens des British Alpine Club und den rumänischen Verdienstorden „Rumänischer Stern“. Außerdem ist er Ehrenbürger der Städte Temeswar und Slatina.

Seit über 30 Jahren erobert Marius Gane Bergspitzen und war Teil der ersten rein rumänischen Expedition auf dem Mount Everest im Jahr 2003. Ihm sind zahlreiche rumänische Premieren in Sachen Bergsteigen auf gefährlichen und sehr hohen Routen anzuerkennen, so zum Denali-Gipfel in Alaska (6194 m) über den West-Rib-Pfad oder die Ersteigung des Nanga Parbat (8126 m) über Rupal, dem wohl steilsten Abhang der Welt mit 4600 Metern Höhenunterschied. Gane ist seit 1988 Bergretter und arbeitet derzeit als freiwilliger Helfer bei den Bergrettern im Fogarasch-Gebirge mit.