Aufwühlende Reise nach Bukarest

Autobiografischer Dokumentarfilm einer Adoptivtochter

Klausenburg – „Ich hatte immer gedacht, Geschwister zu haben wäre etwas für andere“, räumt Elena Rebeca Carini im Trailer ihres Dokumentarfilms „The land you belong“ ein, der Juni 2023 mit dem Hauptpreis der Italien-Wertung des Biografilm Festivals in Bologna ausgezeichnet wurde. Ein Debüt-Streifen der Dauer von eineinhalb Stunden, worin die 1990 in Bukarest geborene und als Säugling von Pflegeeltern aus Piacenza in der norditalienischen Emilia-Romagna adoptierte Regisseurin als fast Dreißigjährige eine Antwort auf alle brennenden Fragen nach ihrer Geburtsheimat und leiblichen Familie sucht – weder im Dokumentarfilm mit der rumänischen Überschrift „Pământul de care aparținem“ noch im privaten Alltag abseits der Kamera ist Elena Rebeca Carini der rumänischen Sprache mächtig. Im Auto aber unternimmt sie eine Langstreckenfahrt nach Bukarest und wechselt sich am Steuer mit ihrem leiblichen Bruder Gerard ab, der genauso wie Elena auch als Kleinkind adoptiert wurde und bei seinen Pflegeeltern in Belgien lebt. Dass sie einen Bruder hat, ist ihr erst seit kurzer Zeit bewusst. Biografisch bedingt ist das Italienische ihre Muttersprache, das Englische die Sprache der Kommunikation mit Gerard und rumänisch das Kino-Untertitel-Medium. „Pământul de care aparținem“ von Elena Rebeca Carini als Schauspielerin und Regisseurin zugleich hat 2023 nebst Bologna und Krakau auch beim Transilvania International Film Festival Klausenburg/Cluj-Napoca und beim Astra Film Festival in Hermannstadt/Sibiu für Aufsehen gesorgt und geht aktuell ab Freitag, dem 23. August, landesweit in die regulären Kinoprogramme ohne jede weitere Abhängigkeit von Festivalrhythmen über. Erster Sendetermin im Klausenburger Arta-Kino, dem ältesten Filmtheater gesamt Rumäniens, ist Freitagabend um 20.15 Uhr. Eintrittskarten können sowohl auf dem Ticket-Portal eventbook.ro oder in der Kino-Cafeteria selbst gelöst werden. Aus rechtlichen Gründen in ihrer italienischen Heimat hat Elena Rebeca Carini ihre eigene Adoptions-Akte vor ihrem 27. Geburtstag leider nicht persönlich einsehen dürfen. Umso größer das Überraschungs-Maß, als sie feststellte, sich eine aufwühlende Reise vorgenommen zu haben. „Was bestimmt, wer man ist? Das Land, wo man geboren wurde? Die Familie, die einen großzieht?“