Ein Eck vom Turm der Radler Kirchenburg ist am Sonntagnachmittag abgebrochen. Benötigt werden dringende Sicherheitsmaßnahmen um weitere Schäden, wie z.B. Sturz der drei Glocken vorzubeugen. Die Nachricht verbreitete sich auf Facebook in Windeseile und führt zu kontroversen Diskussionen über Schuldzuweisungen bezüglich dieses Zwischenfalls, über Lösungsvorschläge, über den Sinn einer Spendenkampagne.
Besonders störend an diesem wahrscheinlich doch vorhersehbaren Teileinsturz (man denke an den gut sichtbaren Riss am Turm) ist, dass er sich ausgerechnet in Radeln ereignet hat. Das verlassene und vergessene Dorf gelangte bekanntlich dank Peter Maffay und seiner Tabaluga-Stiftung in die Schlagzeilen der rumänischen und deutschen Presse als Beispiel einer Hoffnung gebenden Wiederbelebung eines einst sächsischen Dorfes und seines wertvollen Kulturerbes. Viel Geld kam vor allem aus Deutschland in dieses Projekt; mehrere Immobilien im Dorf wurden hauptsächlich von Ausländern aufgekauft, renoviert und als Modellprojekte einer Dorfrevitalisierung vorgestellt. Im Rahmen der „Haferlandwoche“ war Radeln regelmäßig im Veranstaltungsprogramm einbezogen. Und Radeln als Dorf, das, wie auch das bekanntere Deutsch-Weißkirch, zur Gemeinde Bodendorf/Buneşti gehört, dürfte auch zumindest von der Sanierungs-Erfahrung des Mihai Eminescu Trust profitiert haben.
Trotz allem: der Turm ist teilweise eingestürzt. Nun sollten die zuständigen Behörden schnell gemeinsam handeln und ältere Dispute oder Kompetenzstreitigkeiten beiseite lassen. Dazu gehören, und die Liste dürfte weitergeführt werden: rumänisches Kulturministerium (zuständig auch für Denkmalschutz), der Kirchenbezirk Kronstadt der evangelischen Kirche in Rumänien (Eigentümer), die Tabaluga-Stiftung, an die das ehemalige Pfarrhaus und das dazugehörende Gelände verkauft wurde mit der Erwartung (oder Verpflichtung ?) sich auch für die Erhaltung und Zukunft der Kirchenburg einzusetzen.
Hoffentlich folgen nun schnell die ersten Schritte, um lange Versäumtes wieder, so weit es geht, gut zu machen und Schlimmeres zu verhindern.