Auslagerungen als Nachteil

Finanzaudit im Krankenhaus Karansebesch

Karansebesch – Gegen Ende des vergangenen Jahres, als der Skandal um die Absetzung der Managerin des Krankenhauses, Mihaela Popovici, und deren Anschuldigungen gegen Bürgermeister Felix Borcean vor allem in den virtuellen Medien gerade hohe Wellen schlugen, forderte das Bürgermeisteramt Karansebesch ein Finanzaudit des städtischen Notfallkrankenhauses an. Dessen Schlussfolgerungen wurden dieser Tage vom Bürgermeister, dem neuen Krankenhausmanager Octavian Dena und von Durchführenden des Finanzaudits bekanntgegeben.
Eine erste Schlussfolgerung bezüglich ungerechtfertigt ausgegebenem Geld war, dass vom Krankenhaus Karansebesch zwei Firmen bezahlt wurden (und werden) für Aktivitäten, die auch von krankenhauseigenen Einrichtungen abgewickelt werden könnten. Neben den Löhnen des Krankenhauspersonals, die rund 70 Prozent der Betriebskosten ausmachen, kassieren zwei Firmen hohe Summen für Dienstleistungen: Neuromed, die Firma für Magnetresonanztomographie, die landesweit aktiv ist, kassierte zwischen der zweiten Jahreshälfte 2017 und der zweiten Jahreshälfte 2018 rund 707.089 Lei für Dienstleistungen im MRT-Bereich, während in derselben Zeitspanne die Firma CMI Dr. Marinescu Mihaela, spezialisiert auf Laboranalysen, 1.373.452 Lei vom Rathaus Karansebesch für Dienstleistungen überwiesen bekam, die auch das Labor des Krankenhauses durchführen könnte, meinen die Autoren des Audits.
„All das unter Umständen, wo die Stadt das Krankenhaus mit einem eigenen neuen Magnetresonanztomographen ausgestattet hat und mit einem Computertomographen, Fachpersonal dazu ausbilden ließ oder angestellt hat. Deshalb die Erwartung, dass die teuer zu Buch schlagenden Dienstleistungen im Magnetresonanzbereich spitalsintern durchgeführt werden. Desgleichen empfehlen wir dringendst, dass der Vertrag des Krankenhauses mit dem Labordienstleister überprüft wird, denn das Krankenhaus hat eigene, ungenutzte Möglichkeiten für paraklinische Untersuchungen“, heißt es im Auditbericht.
Der im Dezember eingesetzte Krankenhausmanager Octavian Dena, der aus der Industrie kommt und Wirtschaftswissenschaften studiert hat, hakte beim Kapitel Magnetresonanztomographie ein: „Das Programm der Nutzung der Geräte für Magnetresonanz- und Computertomographie wird sich im Krankenhaus ändern. Damit werden die Eigeneinkünfte des Krankenhauses gesteigert, wie es Absicht der Stadt bei der Anschaffung der Anlagen war. Ich bin mir bewusst, dass eine Umlenkung der Patienten zu unseren eigenen Einrichtungen bei Neuromed Unzufriedenheit auslösen wird – das heisst aber nicht, dass wir auf die Zusammenarbeit mit Neuromed verzichten können. Hinsichtlich der Laboranalysen habe ich bereits die Umpolung auf interne Wiederaufnahme von Dienstleistungen eingeleitet, weil die Auslagerung sich als zu teuer erwies. Aber das braucht Zeit.“
Bürgermeister Felix Borcean sah ein Eigenverdienst beim bestellten Audit und den eingeleiteten Veränderungen zum wirtschaftlicheren Umgang mit städtischen Finanzressourcen: „Es ist das erste Mal in meinem Mandat, dass im Krankenhaus ein Diplomökonom als Manager tätig ist. Obwohl für diese Stadt das Krankenhaus immer eine Priorität darstellte – auch, weil wir ein großes räumliches Umfeld mitbedienen (ohne dass dieses haushaltstechnisch zum Krankenhausbetrieb etwas beiträgt). Ich bin zufrieden mit dem Effekt der Maßnahmen der vergangenen acht Wochen. Ich weiß aber, dass solche Maßnahmen so manchen auf die Hühneraugen treten.“
Das Audit betont, dass das Krankenhaus viel Geld verliert, weil es kein eigenes Ambulatorium betreibt, sondern die dafür seinerzeit gebauten Räumlichkeiten an die eigene Ärzteschaft vermietet oder verkauft hat. Inzwischen peilt das Rathaus den Bau eines neuen Ambulatoriums an. Nachgewiesen werden im Audit auch Fälle, wo manche Arzneien um bis zu viermal überhöhte Preise angekauft wurden, gemessen an den Marktpreisen. Außerdem gäbe es Firmen, die die Spitalsräume nutzen, ohne anteilige Betriebskosten für Strom, Wasser, Kanal, Gas zu begleichen. Das Krankenhaus – also die Stadt – zahlt bislang kommentarlos alles mit.