Temeswar (ADZ) – Nachdem am Freitag Verkehrsminister Cătălin Drulă (USR) die Trasse der künftigen Autobahn A9 von Temeswar zur serbischen Grenze bei Morawitza/Moravița bekanntgegeben hatte, entbrannte am Wochenende ein neuer Streit in der Temescher Regierungskoalition. Das Verkehrsministerium hatte mehrere Varianten geprüft und sich für jene entschieden, die an der A1-Anschlussstelle Remetea Mare beginnt, vorbei an Bucovăț und Neumoschnitza/Moșnița Nouă führt und nach Südwesten abbiegt, um dann südlich von Girok/Giroc mit der sich gerade im Bau befindenden Temeswarer Südostumgehung verbunden zu werden und in relativ gerader Linie, östlich von Jebel, Wojteg/Voiteg und Deutsch-Stamora/Stamora Germană, bis nach Morawitza zu führen. Der Temescher Kreisrat hatte eine andere Trasse bevorzugt, nämlich die westliche: Diese hätte ab Schag/[ag die Stadt Temeswar im Westen umfahren, um dann zwischen Temeswar und Sanktandres/Sânandrei über die neue A1-Verbindungsstraße an die Autobahn nach Arad anzubinden. Somit hätte auch die Gemeinde Neubeschenowa/Dude{tii Noi, wo der Kreisratsvorsitzende Alin Nica 16 Jahre lang Bürgermeister war, einen Autobahnanschluss.
Nachdem Drulă am Freitag die Trasse mitgeteilt hatte, meldete sich der PNL-Bürgermeister von Neumoschnitza, Florin Bucur, und sagte, dass das Ministerium mit 15 Jahre alten Plänen gearbeitet hätte und die Trasse durch einen inzwischen verbauten Teil seiner Gemeinde führen werde. Man könne doch keine Autobahn durch die Wohnzimmer der Leute bauen, sagte Bucur. Die vom Verkehrsministerium mit der Festlegung der Trasse betraute Firma wisse nicht einmal, wohin die Autobahn führen werde, denn über dem Gebiet des serbischen Nachbarn stehe auf der veröffentlichten Karte „Bulgarien“.
Auch der stellvertretende Temescher Kreisratsvorsitzende Alexandru Proteasa (PNL) bemängelte die gewählte Trassenführung, der Kreisrat habe von Anfang an erklärt, warum die Variante über Neumoschnitza nicht in Frage kommen könne und auf die veralteten Pläne und Landkarten hingewiesen, die man in Bukarest benutzt habe.
Der Temeswarer Vizebürgermeister Ruben Lațcău (USR) sagte, dass die vorgestellte Option die einzig sinnvolle sei und dass keineswegs die Autobahn durch die Wohnzimmer der Bürger von Neumoschnitza führen werde. Allerdings werden die Leute nun von ihrem Bürgermeister und der PNL-Führung des Kreisrats manipuliert, denn irgendjemand würde unbedingt darauf bestehen, dass die A9 über Neubeschenowa führt. Es wäre zu hoffen, dass die junge Leitung des Kreisrats alte Muster aufgibt und die Verkehrsinfrastruktur nicht nach den Interessen befreundeter Immobilienhaie plant, sagte Lațcău. Neumoschnitza, genauso wie Temeswar und andere Orte im Kreis, habe seit Jahren keinen aktuellen Raumordnungsplan mehr, eben deshalb, weil in der Kommunalpolitik gut vernetzte Immobilienentwickler keine Geschäftschance verpassen wollten. Damit sei nun Schluss, die vom Kreisrat bevorzugte Trassenführung sei nicht realisierbar, niemand finanziere Autobahnen für Dörfer. Die A9 müsse vordergründig der Stadt Temeswar und dem gesamten Land dienen, man müsse dadurch die beste Anbindung des Verkehrs aus Serbien an das rumänische Autobahnnetz gewährleisten.