Banater Metropolie kauft Kunstlyzeum mit Steuergeld

Temeswar (ADZ) – 6,8 Millionen Euro soll die Banater Metropolie von der Regierung bekommen, um damit das gesamte Ensemble des ehemaligen Kunstlyzeums zu erwerben. Dies teilte der Vorsitzende der Abgeordnetenkammer, Alfred Simonis, der den Temescher PSD-Kreisverband leitet, vorige Woche mit. 

Die Initiative gehe auf den Metropoliten Ioan zurück, der dort ein kircheneigenes Bildungszentrum einrichten möchte. Drei Millionen Euro hat bereits die orthodoxe Kirche für den ehemaligen Sitz des Kreisschulinspektorats bezahlt, auch dieses Geld soll ihr von der Regierung zurückerstattet werden, so dass der Steuerzahler knapp 10 Millionen Euro für die Immobiliengeschäfte der orthodoxen Kirche hinblättern muss. Die Banater Metropolie hatte einen entsprechenden Antrag bei der Regierung eingereicht, Simonis soll sich auf Wunsch des Metropoliten bei dem zuständigen Sekretariat für Kultusgemeinden eingesetzt haben. Zahlreiche Gespräche habe es zwischen ihm und dem Metropoliten gegeben, sagte Simonis, der Geistliche wolle unbedingt, dass das Ensemble weiterhin als Bildungsstätte und im „lokalen“ Eigentum verbleibt.

Errichtet wurde die Gebäude in den 1920er Jahren von der israelitischen Kultusgemeinde in Temeswar, die dort ein Lyzeum betrieben hat. Das spätere Kreisschulinspektorat diente dem Schuldirektor als Dienstvilla. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Kunstlyzeum eingerichtet, in der Geschichte der Temeswarer Kunst spielte diese Schule eine bedeutende Rolle, namhafte Vertreter der Banater Malerei unterrichteten oder studierten dort. Vor mehreren Jahren wurden alle Gebäude und das dazugehörende Grundstück einer Stiftung der jüdischen Gemeinschaft zurückerstattet, die sie dann einem Immobilienentwicklungsunternehmen in Klausenburg/Cluj-Napoca verkaufte. 

Dieses ließ einen Raumordnungsplan ausarbeiten, geplant waren der Abriss der inzwischen verfallenen Gebäude sowie die Errichtung eines Hochhauses und einiger weiterer Wohn- und Bürogebäude. Da das Hochhaus höher sein sollte als die sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindende orthodoxe Kathe-drale, sind die Pläne des Klausenburger Unternehmens auf heftigen Widerstand zahlreicher Gegner gestoßen, auch der jetzige Bürgermeister Dominic Fritz machte 2020 daraus ein Wahlkampfthema. Letztendlich verzichtete die Firma auf das Projekt und trat mit der Metropolie in Verhandlungen, die nun auf Kosten des Steuerzahlers ihr Immobilienvermögen in der Stadt um ein Objekt in bester Lage und von entsprechend hohem Wert erweitert.