Bokschan – Gestern Nachmittag befand sich Ex-Präsident Traian Băsescu im Banater Bergland. Er hatte (lange vor der offiziellen Eröffnung der Wahlkampagne – aber wann hat dieser Mensch sich mal um Regeln gekümmert?) im Kulturhaus von Deutsch-Bokschan/Bocşa Montană eine „Begegnung“ mit der Wählerschaft seiner Partei MP (=Volksbewegung) und anschießend im gegenüber liegenden Rathaus von Bokschan „Gespräche“ mit Bürgermeister Eugen Cismăneanţu (PNL, vorher PDL) und mit weiteren neun Bürgermeistern (aus verschiedenen Parteien, aber auch Parteilosen). Die Gerüchteküche des Banater Berglands weiß seit zwei Wochen, dass der Bokschaner Bürgermeister, nach seinem offenen Streit mit seinem Vize Constantin Borozan, sich mit Überlaufabsichten zur MP trägt. Das wäre nun die dritte Partei, der der nach außen hin sich superreligiös und strenggläubig gebende Cismăneanţu nun die Treue schwören wird. Offiziell ist zum Zeitpunkt, als diese Meldung verfasst wurde, noch nichts über den Băsescu-Besuch (er absolviert ihn als Parteivorsitzender der MP) in Bokschan und dessen Folgen verlautet worden.
Eugen Cismăneanţu hatte vorher erfolgreich ein Sozialzentrum guten Rufs geleitet, das nahezu ausschließlich von einer Schweizer Hilfsorganisation finanziert und auch sonst versorgt wurde, mit einem begehrten Ganztagskindergarten und Vorschul- und vielen Freizeitaktivitäten. Als er 2012, ermutigt von seinen schweizer Gönnern, gegen Mirel Patriciu Pascu (PSD) anzutreten beabsichtigte, trat er im Vorfeld der damals noch regierenden PDL bei, um sofort im Tross von Sorin Frunzăverde im Februar 2012 zur PNL überzuwechseln. Er wurde mit einer komfortablen Mehrheit PNL-Bürgermeister der 20.000-Einwohner-Stadt Bokschan, zeigte aber bald erhebliche Führungsschwächen, sobald er als eigenverantwortlicher Entscheidungsträger sich bewähren musste: Wankelmut in den Entscheidungen (und die starke Neigung, Fehler anderen in die Schuhe zu schieben), oftmalige Versuche der Begünstigung seiner ehemaligen Sozialorganisation zuungunsten anderer, bewusst unklare Anweisungen usw., was letztendlich einen Großteil des Stadtrats (und den Apparat des Rathauses sowieso) zum Nichtfreund Cismăneanţus konvertierte – allen voran seinen Vize Borozan, der einzige, der offen gegen den Führungsstil Cismăneanţus monierte und zuletzt von diesem gefeuert wurde.