Bedrohung durch Vermögensgemeinschaft

Zustand des Sitzes der Vermögensgemeinschaft Gefahr für die Öffentlichkeit

Karansebesch – Der Sitz der Vermögensgemeinschaft der Nachkommen der ehemaligen k.u.k. Grenzbauern, eines der größten Gebäude im Zentrum von Karansebesch, wird von der oppositionellen PSD-Fraktion im Stadtrat als eine Gefahr für die Öffentlichkeit angesehen, zumal während der jüngsten Luftverwirbelungen die Aufmerksamkeit erneut auf die Immobilie gerichtet wurde, von der große Stücke Verputz und Dachziegel auf den Gehsteig des monumentalen Gebäudes stürzten.

Das Thema sprach PSD-Vertreter Daniel Isac an: „Ich frage mich, ob auch Sie bemerkt haben, wie durch die Wirbelwinde der vergangenen Woche Verputz, Dachziegel, ja sogar Brennziegel vom Gebäude der Vermögensgemeinschaft losgelöst wurden und niedergeprasselt sind. Überlegen wir uns doch eine Lösungsvariante, das Gebäude einzuzäunen, den dortigen Parkplatz aufzulösen, den Zugang zur Immobilie unmöglich zu machen. Kinder und Erwachsene sind dort dauernd der Gefahr des Verletzens oder gar Erschlagens durch niederstürzendes Baumaterial des maroden Gebäudes ausgesetzt.“

Sein Parteikollege Marius Isac, Vizebürgermeister, gab zu Protokoll, er habe schon öfter versucht, die Verantwortlichen der Vermögensgemeinschaft auf den Zustand ihres Sitzes anzusprechen: „Es ist äusserst schwierig, mit denen zu kommunizieren, wenn es um die Reparatur der Immobilie geht. Das eben vorgeschlagene Einzäunen, um Fußgänger und Autofahrer fernzuhalten, steht aber in der Macht des Rathauses. Stellen Sie sich vor: in den vergangenen drei Monaten habe ich mich dreimal schriftlich an die Vermögensgemeinschaft mit dem Anliegen der Gebäudesanierung gewandt. Gelungen ist es mir vorerst bloß, den Namen des neuen Verwalters zu erfahren. Seine Antwort: sie haben kein Geld. Wenn wir reparieren wollen, sollen wir es mit Stadtmitteln tun. Die Vermögensgemeinschaft ist sogar mit der Übernahme der Immobilie durch die Stadt einverstanden, nur müsse dann die Stadt auch die zwei Millionen Lei Schulden, die die Vermögensgemeinschaft hat, mit übernehmen...“

Allerdings laufen wegen der Immobilie, die einst ein Vorzeigebau von Karansebesch war, mehrere Prozesse wegen des Besitzes – was die Anwendung öffentlicher Mittel zur Sanierung, ja selbst die Übernahme der Immobilie durch die Stadt unmöglich macht. So bliebe als umsetzbare Chance, eine Gefahr für Vorübergehende abzuwenden, nur die Umzäunung. Der PSD-Fraktionschef Valentin Dascălu brachte es auf den Punkt: „Wenn ihr den Besitzer kennt, brummt ihm eine saftige Geldstrafe wegen Vernachlässigung auf. Dazu gibt´s Gesetze!“

Die Vermögensgemeinschaft der ehemaligen k.u.k. Grenzbauern wurde nach 1872 gegründet, als das Parlament des ungarischen Teils der Doppelmonarchie die 14 Grenzregimenter auflöste und Kaiser Franz Joseph I. (im Raum des ehemaligen Romanen-Banater / Wallachisch-Illyrischen Grenzregiments auch heute noch „der gute Kaiser”) die ehemaligen Grenzbauern „für gute Dienste” mit Ackerland und Forsten aus kaiserlichem Besitz beschenkte. Die so zu einigem Vermögen Gekommenen schlossen sich zur „Vermögensgemeinschaft der ehemaligen k.u.k. Grenzer“ („Comunitatea de Avere“) zusammen, die ihren Mitgliedern – sie stammten aus 92 Niederlassungen des Südbanats und des Nachbarkreises Mehedinți - zu einigem Wohlstand verhalf, dem die kommunistische Enteignung 1947 ein jähes Ende setzte (die Folge war u.a. eine mehr als zehnjährige Partisanenbewegung im Banater Bergland). Ein Teil der (nach 1989 wiederangeeigneten) Nachkommen der Gründungsmitglieder der Vermögensgemeinschaft schlossen sich nach der Wende neuerlich zusammen, doch ist es ihnen bislang nicht gelungen, weder die Prinzipien des ursprünglichen Zusammenschlusses, noch die Verwaltungsgeschicklichkeit, noch den Vermögensstand von früher wiederzuerlangen. Sichtbares Zeichen für das Scheitern der Wiederbelebung ist der verfallende, ehemals glanzvolle Sitz der Vermögensgemeinschaft in Karansebesch, dessen herabfallende Bau-teile für die Karansebescher lebensbedrohlich werden.