Hermannstadt – Ein Kirchenburgen-Gespräch im Bischofspalais der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien (EKR), zu dessen Ende Pressesprecher und Moderator Stefan Bichler sich zurecht Kritik an manch einheimischen Touristenführern gönnt, die ihren Gästen auf Rumänisch von Hermannstadt/Sibiu als Ex-Wohnort von Friedrich Schiller vorschwärmen, kann bei einem sachverständigen Publikum nur ins Schwarze getroffen haben. Rechnet man außerdem noch die klaren Fingerzeige von Profi-Reiseleiter Cătălin Mureșan hinzu, der Dienstag, 5. Juli, im Großraumbüro der Stiftung Kirchenburgen als Gesprächs-Partner von Stefan Bichler unvoreingenommen gerne Rede und Antwort stand, erübrigt sich die Frage nach der Qualität des eineinhalb Stunden langen Debattierens über den Tourismus in der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgenlandschaft vor dem europäischen Kontext einer aktuellen Doppelbelastung durch den Krieg in der Ukraine und die noch lange nicht endgültig verebbte Covid-Pandemie.
Es war beileibe nicht das erste Mal, dass Stefan Bichler und Cătălin Mureșan sich gemeinsam dem Publikum stellen. Wiederholte Male schon haben sie auf der Internationalen Tourismus-Börse Berlin für das siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe geworben – und das stets mit sehr wenig bis gar keiner Unterstützung von ministerialer Seite Rumäniens. Etwas Hilfe vom Staat, so Cătălin Mureșan, sei erst im April 2021 in der Kasse der GmbH S.C. Siebenbürgen Reisen S.R.L. eingetroffen. „Der Einbruch war total. 2020 haben wir keine einzige Reisegruppe geführt.“ Seinem Unternehmen jedoch, das mit gerade einmal nur zwei Angestellten „eine sehr schlanke Struktur“ hat und darum auch nur geringe Fixkosten bezahlen muss, konnte das erste Jahr der Pandemie nicht allzu viel anhaben. Dass der Umsatz in der Tourismus-Branche 2020 vergleichend zu 2019 mehr als zur Hälfte abgenommen hatte, wie Stefan Bichler betont, hat Cătălin Mure{an folglich weder Existenzschwierigkeiten beschert noch ihn und zur Suche nach einem anderen Arbeitsplatz gedrängt. Die Kundschaft, mit der er regelmäßig Siebenbürgen und immer wieder auch mal das Banat, die Bukowina, die Walachei, das Donaudelta oder die Maramuresch bereist, setzt sich mehrheitlich aus „sozialpolitisch engagierten“ Gästen aus West-europa zusammen. Leute eben, die das Reiseerlebnis „in der Tiefe“ bewusst suchen und von Cătălin Mureșan nicht erst in mehreren Vorgesprächen dafür gewonnen werden müssen.
Öffentlich unter dem Dach der Kirchenburgen-Gespräche und der EKR herabschauend „bundesdeutsche“ Reisebüros zu nennen, die „Rumänien in sieben bis acht Tagen“ anbieten und so „keine gute Entwicklung“ vorantreiben, fällt dem aus Mediasch stammenden Tourismus-Branchenführer und Mitglied des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde A.B. in Hermannstadt/Sibiu seit Januar 2022 deswegen auch nicht weiter schwer. Solange es eine freie Wirtschaft gibt, wird es immer alle Formen von Angeboten geben, bestätigt Cătălin Mureșan, der sich schon seit elf Jahren den Wünschen von Chören, Wandergruppen und an Kunst und Kultur interessierten Gästen anpasst, dabei aber allen stets das Gleiche zu vermitteln vermag.
Auf die für das Tourismus-Portfolio der Regierung zuständigen Staatssekretäre und Funktionäre ist Cătălin Mureșan nicht gut zu sprechen. Vom Sinn und Zweck ihrer Arbeit hätten sie oft keine Ahnung, und Kontinuität in der Aufstellung des Personals sei auch nicht gegeben. „Aber wir Unternehmer retten die Situation.“ Nicht nur oberflächlich in sieben bis acht Tagen, sondern so tiefgehend wie möglich. Einen noch fähigeren Partner im Terrain als Cătălin Mureșan und die GmbH S.C. Siebenbürgen Reisen S.R.L. kann die EKR sich nicht wünschen.