Die Orawitzaer Umweltschutzorganisation GEC Nera hat am vergangenen Samstag ein Monitoring des Umweltzustands in der Donauklamm vorgenommen sowie einen Überwachungseinsatz bezüglich des umweltfreundlichen Tourismus im grenzüberschreitenden Naturpark Eisernes Tor/Djerdapp. Man konzentrierte sich dabei auf den Uferabschnitt des Donaustausees zwischen Berzasca und Basiasch an den Nationalstraßen DN 57 und 57 A, auf einer Strecke von rund 50 Kilometern, ortsbekannt als „Obere Donauklissura oder -klamm”.
Nach wie vor, und das schon seit elf Jahren, ist die größte Aggression gegen Mensch und Umwelt im untersuchten Abschnitt die Giftstaub-aufwirbelung, die von den beiden nicht mehr gewässerten Klärteichen Boşneag und Tăuşani ausgeht, wo die Abfallprodukte des stillgelegten Erzanreicherungswerks Moldomin SA lagern. Da die Donauklamm praktisch unaufhörlich wie ein immerwährender Windkanal wirkt, ist auch die Aufwirbelung des Giftstaubs ein permanentes Phänomen, auf das GEC Nera seit seiner Gründung hinweist. Direkt betroffen davon sind mindestens 18.000 Anwohner des Donaudurchbruchs im oberen Abschnitt des Eisernen Tors, an beiden Donauufern, dem serbischen Süd- und dem rumänischen Nordufer. Die PSD-ALDE-Regierung hat zwar jüngst angekündigt, das Phänomen der Staubaufwirbelung bis Mitte des kommenden Jahres mittels Bau einer neuen Befeuchtungsanlage in den Griff zu bekommen, noch sieht man aber keine Anzeichen zum Baubeginn der Anlage. Die EU-Kommission hat wegen dieser Nachlässigkeit der Regierung 2015 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Rumänien eröffnet.
Schwer betroffen von den Giftstaubaufwirbelungen ist auch die Biodiversität des Bereichs Ostrovul Mare, dem breitesten Teil des Donaulaufs (ausgenommen dem Donaudelta), mit seinen Alluvions-Inseln, seinen Uferschwalbenkolonien, dem Fischreichtum und der Vielfalt an Wasservögeln, die hier nisten, aber auch der verwilderten Pferde, die auf diesen Alluvions-Inseln Zuflucht gefunden haben. Ostrovul Mare ist einer der Bereiche des Integralschutzes der Natur im Rahmen des Naturparks Eisernes Tor/Djerdapp... Er liegt in Sichtweite, südöstlich, der beiden ausgetrockneten Abraumlagerstätten Boşneag und Tăuşani.
Laut Angaben der Anwohner ist die Zahl der verwilderten Pferde auf Ostrovul Mare in den vergangenen zwei Jahren stark gesunken, weil viele von ihnen wohl in den Wintern 2015-16 und 2016-17 an Unterernährung gestorben sind, da auf Ostrovul Mare niemand eine zusätzliche Winterfütterung vornimmt und die Ernährungsmöglichkeiten auf dieser Gruppe kleiner Donauinseln im Winter sehr beschränkt sind. Dabei gehören die verwilderten Pferde von Ostrovul Mare zur Hauptattraktion für Touristen, die mittels Booten von den Einheimischen zur Wildbeobachtung hingerudert werden.
Ungelöst ist im Weichbild der Gemeinde Coronini/Pescari der Zugang zur legendenumwobenen „Peştera cu Muscă”, der Fliegenhöhle, von wo man seit dem 18. Jahrhundert glaubte, dass alle sieben Jahre durch eine giftige Fliege eine Rinderseuche übers gesamte historische Banat verbreitet wird, eine Fliege, die einen siebenjährigen Entwicklungszyklus durchlaufen soll. Der Zugang zur Höhle ist besonders für Besucher-Gruppen gefährlich, weil komplett ohne Sicherungen und weil auf den Zugangs-Pfaden zahlreiche lockere Felsen sind, die jederzeit losgetreten werden und in die Tiefe sausen können. Zudem seien die abrupten Streckenabschnitte überhaupt nicht gesichert, melden die Umweltschützer.
„Die Höhle ist für die meisten der Besuchswilligen unzugänglich”, konstatierten die Umweltschützer in ihrem Abschlussbericht. Uferschwalben (Riparia riparia) gäbe es gegenwärtig fast ausschließlich auf den Ostrov-Inseln. Ihr ursprünglich größtes Nistgebiet, das Reservat „Râpa cu L˛stuni” (etwa: „Mauerseglerschlucht”) bei Divici in der Gemeinde Pojejena, haben sie fast sämtlich verlassen und kaum noch Nisthöhlen hier aufgesucht. Hingegen scheinen sie im Bereich einiger Steilufer des Donaugolfs bei Basiasch neue Nisthöhlen zu graben, was die Vermutung aufkommen ließ, dass sie die Kolonie verlegen. Der Überwachungseinsatz der Umweltschützer von GEC Nera wurde durch die Unterstützung seitens des Fonds für Bürgerliche Erneuerung (FIC) der Stiftung für die Zivilgesellschaft (FSC), in Partnerschaft mit der Romanian-American Foundation, Enel Romania und der Raiffeisen-Bank ermöglicht.
Werner Kremm