Bildung beginnt mit Neugierde

Die „Rüstzeit für Kirchenführer“ wächst

Hoch hinaus: Gemeinsame Beobachtungen an den neu entdeckten Wandbildern in Eibesdorf.
Foto: Evangelische Kirche A. B. Kronstadt

Kronstadt - Wer der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien folgen und 2015 bewusst als „Jahr der Bildung“ feiern möchte, wird zuallererst konstruktiv vor die Frage gestellt, welches überhaupt der Inhalt von „Bildung“ sei. Folgerichtig stand die diesjährige Auflage der Rüstzeit für amtierende und zukünftige Kirchenführer, an ein Wort des Philosophen und Schriftstellers Peter Bieri anknüpfend, im Zeichen der Neugier: Denn ist begeisterte Neugierde nicht eine absolute Voraussetzung für genuine Bildung, während alles neugierlose Lernen bloß erwerbsorientierte Pflichtübung bleibt? Bildung beginnt, wie Bieri richtig feststellt, mit Neugierde.

Auf Einladung des Bereichs Jugendarbeit der Evangelischen Kirche A.B. Kronstadt und des Jugendwerks der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien trafen sich am langen Wochenende vom 1. bis 3. Mai insgesamt dreißig Jugendliche aus Fogarasch, Mühlbach, Hermannstadt, Mediasch, Birthälm und Kronstadt – aus so vielen Gemeinden wie nie zuvor – in der Gastgebergemeinde in Mediasch: um sich kennenzulernen, um sich auszutauschen und um sich – in erster Reihe – eingehend auf die anspruchsvolle Sommeraufgabe des Kirchenführers vorzubereiten. Der Veranstaltungsort war glücklich gewählt: Gastfreundschaft in ihrer vollkommensten Form erfuhren die Teilnehmer seitens des Mediascher Pfarramts durch das Pfarrerehepaar Wolfgang und Cristina Arvay.

Die lockeren Fortbildungsseminare folgten drei Schwerpunkten: Pfarrer Peter Demuth thematisierte alte, aber dauerhaft gültige Höflichkeits- und Benimmregeln für die Arbeit im Kirchenraum. Techniken der Vermittlung und die Fähigkeit, das Wesentliche vom Banalen, die historische Identität von der Anekdote zu scheiden, erwarben die Teilnehmer unter Anleitung der hauptamtlichen Fremdenführerin der Schwarzen Kirche, Cristina Ciubotaru.

Kunsthistoriker Frank-Thomas Ziegler vermittelte Grundkenntnisse zur Ausstattungs- und Stilgeschichte der abendländischen Kirchenräume, die anschließend bei entdeckungsgetränkten Besuchen in den evangelischen Kirchen von Mediasch und Eibesdorf erprobt wurden. Mit einer Führung des kenntnisreichen und ungebrochen charismatischen Mediascher Altkurators Hugo Schneider durch die Margarethenkirche wurde den Teilnehmern eine mustergültige Führung vor Augen gestellt. Ein köstlich gegrilltes Abendessen, ein abenteuerreiches Geländespiel, eine Unzahl von Garten- und Brettspielen, ein überraschendes Quiz zur Konfessions- und Kunstgeschichte, zwei von Peter Demuth und Wolfgang Arvay gestaltete Abendandachten und der Gottesdienstbesuch am Sonntagmorgen rundeten das Wochenende ab. Der Dank der Veranstalter gilt in erster Linie den erwiesenermaßen neugierigen, klug beobachtenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern und allen Partnern und Freunden, die diese Rüstzeit ermöglicht haben.

Wenn nun während der Sommersaison die Besucher der siebenbürgischen Stadtpfarrkirchen und Kirchenburgen die Frage an die jugendlichen Kirchenführer richten werden wollen, warum sie sich wohl dazu entschlossen hätten, ihre wertvollen Sommerferien den Gemeinden und ihren unersetzlichen Denkmälern zu widmen, so wird die Antwort vielleicht in Anlehnung an einen Gedanken erfolgen, der während des Wochenendes Erwähnung fand und an Sinnfälligkeit gewann: „Weil Gott im Stein schläft und nur im Menschen erwacht“.    

Peter Demuth,
Cristina Ciubotaru und
Frank-Thomas Ziegler