Temeswar (ADZ) – 2020 hatte die 1913-1914 gebaute Bischofsbrücke/Podul Mitropolit Andrei Șaguna, die die Innenstadt mit der Elisabethstadt verbindet und bei den meisten Temeswarern als Mihai-Viteazu-Brücke bekannt ist, für erheblichen Zündstoff zwischen dem damaligen Bürgermeister Nicolae Robu und dem Direktor des Kreiskulturamtes Sorin Predescu gesorgt. Robu wollte die Brücke angeblich sanieren, weil sie einsturzgefährdet war, doch die von ihm im Auftrag gegebenen Entwürfe sahen praktisch den Abriss des alten Bauwerks und den Bau einer neuen, vierspurigen Brücke vor. Das Kreiskulturamt widersetzte sich, weil die Bischofsbrücke unter Denkmalschutz steht und nicht abgerissen werden kann. Den langen Streit mit Predescu beendete Robu, indem er bei der Regierung die Versetzung seines Widersachers nach Craiova erreichte. Doch dann wurde Robu abgewählt, Predescu kam aus Craiova zurück und über die Pläne des Ex-Bürgermeisters legte sich der Staub.
Allerdings wurde die Bischofsbrücke nicht zu einer Priorität der neuen Stadtverwaltung, der Schaden und entsprechend die Einsturzgefahr verminderten sich in den vergangenen knapp vier Jahren keineswegs. Nun schlagen zwei Professoren der Technischen Universität Alarm: Die Brücke ist weiterhin einsturzgefährdet, jedes Auto, das über die Brücke fährt, auch wenn man es nicht mit Schwerverkehr zu tun habe, würde den existierenden Schaden erhöhen. Es gäbe zahlreiche Mängel an der Brücke, die nie generalüberholt wurde, auf alle diese hatte bereits ein 2018 erstelltes Gutachten hingewiesen. Es reiche bei Weitem nicht aus, dass man die Brücke für den Schwerverkehr gesperrt habe, man müsse dringend eingreifen und die Brücke sichern, heißt es in einem Brief, den Professor Dr. Ing. Radu Băncilă und Dr. Ing. Dorel Bolduș veröffentlicht haben. Mit zahlreichen technischen Argumenten erklären die beiden Fachleute, wie es durch Wasserinfiltrationen zur Beschädigung der Brücke gekommen ist und wie der Dauerverkehr auf der Brücke sie weiter beeinträchtigt. Die Bischofsbrücke habe man 1913 in der Gerberträger-Bauweise errichtet, die im späteren 20. Jahrhundert kaum noch benutzt wurde und die heute laut EU-Normen als unsicher eingestuft wird. Auch deshalb bräuchte die Brücke einen sofortigen Eingriff.
Die Stadtverwaltung müsse dringend Maßnahmen ergreifen. Die Bischofsbrücke müsse nur gesichert werden, eine vierspurige Erweiterung, so wie sie 2020 der ehemalige Bürgermeister geplant habe, sei nicht vonnöten. Damals verweigerte das Kreiskulturamt nicht die Genehmigung von Arbeiten, die die Brücke konsolidiert hätten, sondern den geplanten ästhetischen Eingriff, der sie bis zur Unkenntlichkeit verändert hätte.
Die jetzige Brücke ersetzte vor mehr als 110 Jahren eine alte, aus dem 18. Jahrhundert stammende Holzbrücke. Auf ihren vier Pfeilern sollten die Statuen von vier wichtigen Bischöfen der Tschanader Diözese aufgestellt werden, doch durch den Ersten Weltkrieg und die darauffolgende Eingliederung des Banats nach Rumänien wurde dies nicht mehr realisiert, die Brücke aber auf den Namen des orthodoxen Metropoliten von Siebenbürgen Andrei Șaguna getauft.