Boc plädiert für Dezentralisierung der Sportförderung

„Bukarest hat keine Ahnung, welche Sportarten Unterstützung benötigen“

Klausenburg – Durch die staatlichen Einschränkungen im Zuge der Pandemie stehen auch viele professionelle Sportvereine vor großen finanziellen Herausforderungen. Denn mit Ausnahme einiger weniger Fußballclubs ist die rumänische Sportstruktur abhängig von öffentlichen Geldern. In Klausenburg/Cluj-Napoca widmete sich eine Debatte der Reihe „Der Zustand Klausenburgs nach der Coronavirus-Pandemie“ genau diesem Thema.

Dabei erklärte Bürgermeister Emil Boc (PNL), dass die Stadt sowohl die ihr unterstellten Vereine, wie den FC Universitatea Klausenburg als auch die privaten und staatlichen Vereine unterstützen will, aber auch weiterhin Investitionen in die sportliche Infrastruktur notwendig sind. „Die Aufgabe der öffentlichen Behörden besteht zunächst darin, die Infrastruktur bereitzustellen und den Breitensport zu unterstützen. Diese Förderung ist auch für die Gesundheitspolitik unbedingt notwendig. Leider zeigt ein Bericht der Europäischen Union aus dem Jahr 2018, dass wir bei Jugendlichen die höchste Adipositasrate aufweisen. Unter diesem Gesichtspunkt müssen wir als Behörde unser Möglichstes tun, um diese Rate zu senken und junge Menschen zu sportlichen Aktivitäten ermutigen“, erklärte Boc.

Weiterhin regte der Bürgermeister eine Dezentralisierung der Sportförderung an. „Es ist nicht gut zwei Hallen in der Stadt zu haben, wobei sich eine unter Verwaltung des Ministeriums und eine unter lokaler Verwaltung befindet.“ In die vom Ministerium verwaltete Horia-Demian-Halle seien dringend Investitionen notwendig, erklärte Boc, denn unter anderem fehle es an einer Belüftungsanlage. Auch sollten die öffentlichen Sportvereine vom Ministerium für Jugend und Sport komplett den lokalen Behörden übergeben werden. „Bukarest hat keine Ahnung, welche Sportarten Unterstützung benötigen. Diese Entscheidungen sollten auf lokaler Ebene getroffen werden.“

Beteiligt an der Debatte waren auch Vertreter der lokalen Sportvereine. Dabei regte Gheorghe C˛praru vom Radsportclub „Voin]a“ den Bau eines Velodroms an. Denn schon seit einiger Zeit müssen die rumänischen Meisterschaften im Bahnradsport im bulgarischen Plovdiv ausgetragen werden, da die Bukarester Anlage auf dem Dinamo-Sportgelände dem Verfall überlassen wurde.

Über die Sportagenda der Stadt wurden den Vereinen im März rund 11,2 Millionen Lei zugewiesen, beantragt wurden insgesamt 24,9 Millionen. Dabei entfällt rund 70 Prozent der Förderung auf die drei Vereine „CS Universitatea“, „FC Universitatea“ (Fußball) und „U-BT Cluj-Napoca“ (Basketball). Mit dieser Förderung können auch Gehälter bezahlt werden, die allerdings das Zehnfache des Mindestbruttogehalts in der Wirtschaft nicht übersteigen dürfen. Unterdessen finanziert das Bukarester Bürgermeisteramt unter Gabriela Firea (PSD) seit Jahren eine internationale Handball-Spitzenmannschaft aus Steuergeldern.