Hermannstadt - „Ein Strauß voller Traditionen – Blumen und Pflanzenmotive in der sächsischen Stickerei“ – so heißt das Projekt, das Camelia Stefan (Emil-Sigerus-Museum), Ghizela Vonica (Naturkundemuseum) und Bianke Grecu (Samuel-von-Brukenthal-Gymnasium) in diesem Frühjahr und Sommer im Rahmen des Unterrichts für Geschichte und Tradition der deutschen Minderheit in Rumänien gemeinsam durchführen. Bianke Grecu zufolge erreicht das Projekt rund 170 Kinder aus den 6. und 7. Klassen der Brukenthalschule.
„Die Blumenmotive sind bei den Siebenbürger Sachsen nicht nur sehr vielfältig, sie wurden und werden darüber hinaus auch in den unterschiedlichsten Kontexten verwendet (auf Trachten, Truhen, Keramiken, Tüchern etc.)“, so Camelia Stefan in ihrem Eingangsvortrag Mitte Februar, als das Projekt in der Brukenthalschule begann. Im Anschluss experimentierten die Schüler nach einigen Erklärungen Ghizela Vonicas mit verschiedenen Pflanzenfarben (z.B. Heidelbeere, Kamille, Rote Beete, Zwiebel etc.) und konnten so erfahren, wie die Siebenbürger Sachsen früher Textilien färbten. Es folgte unter Anleitung Bianke Grecus eine Heranführung an die Technik des Nähens mit Nadel und Faden – eine große Herausforderung für die meisten Kinder. Auf grober Leinwand wurde zuerst der Kreuzstich geübt.
Die Teilnehmer konnten sich dann ein Blumenmotiv als Stick-Vorlage aussuchen. Gemeinsam stellten sie einen siebenbürgisch-sächsischen Osterbaum her - mit Eiern, auf denen Blumenmotive und Buchstaben zu sehen sind. „Als der erste Schüler sein Osterei fertig hatte, war dies ein zusätzlicher Motivationsschub für alle anderen, die sich daraufhin nochmal zusätzlich engagiert haben“, so Grecu. Unterstützung zur Durchführung dieses Projektabschnittes, der vergangene Woche endete, erhielten die Veranstalterinnen vom Elternförderverein „Colegiul Brukenthal“. Der fertige Osterbaum, an dessen Anfertigung auch Anca Irimină, Jutka Ropelt und Mihaela Neacşiu mitwirkten, ist passend zur Karwoche ab sofort im Foyer der Brukenthalschule zu sehen.
Anknüpfend daran wird es ab dem 18. Mai eine von Camelia Stefan zusammengestellte Vernissage im „Schatzkästlein“ am Kleinen Ring/Piaţa Mică geben. Dort sind dann rund 150 Kleidungsstücke mit siebenbürgisch-sächsischer Stickerei zu sehen, die nach den jeweils verwandten Blumenmotiven (Nelken, Tulpen, Kornblumen etc.) angeordnet sind. Die Blumenstickerei in Siebenbürgen setzte nach Angaben von Camelia Stefan übrigens mit dem Zeitalter des Barocks um das Jahr 1700 ein, vorher wurden eher geometrische Motive verwandt. Interessierten seien die auch von den Schülern benutzten Bücher „Siebenbürgisch-sächsische Leinenstickerei“ von Emil Sigerus und „Siebenbürgisch-Sächsische Leinenstickereien aus Tartlau“ von Herta Wilk empfohlen.
Hugo-Alexander Frohn