Temeswar – Zum hundertsten Todestag von Franz Kafka ist sein Werk auch heute noch von überraschender Aktualität und fesselt mit seiner halluzinatorischen, tragikomischen und zutiefst introspektiven Vision der Realität. Zu diesem Anlass lädt das Deutsche Kulturzentrum Temeswar/Timișoara Anfang März zu einer Sonderaufführung ein.
Die Hommage-Performance „Brief an den Vater“ thematisiert das angespannte Verhältnis zwischen Kafka und seinem Vater und beleuchtet den inneren Konflikt des Autors zwischen Schuld, Frustration, dem Wunsch nach Vergebung und dem Bedürfnis nach Verständnis. Die Aufführung findet am Montag, den 10. März, um 19 Uhr im Multifunktionssaal des Temescher Kreisrates (Boulevard der Revolution von 1989, Nr. 17) statt und wird in rumänischer Sprache mit Insertionen deutscher Texte (mit rumänischer Untertitelung) ausgetragen. Der Eintritt ist je nach Verfügbarkeit frei.
Franz, gezeichnet von den erdrückenden Erwartungen seines Vaters, reflektiert über die Ungerechtigkeit ihrer Beziehung, richtet seine Kritik aber in erster Linie an sich selbst, als Geste tiefer Selbsterkenntnis. Das Schreiben wird seine einzige Zuflucht und sein Versuch, eine unmögliche Verbindung zu retten. Dieser Brief, den Hermann Kafka nie erhalten hat, symbolisiert den universellen Kampf zwischen den Generationen und die Last der aufgezwungenen Identitäten und bleibt ein Meisterwerk der Introspektion und psychologischen Erforschung. Durch die intensive Interpretation und die multimediale Inszenierung lädt die Aufführung dazu ein, über das Bedürfnis nach elterlicher Anerkennung und den Kampf um die Identität nachzudenken.
„Brief an den Vater“ wird in Temeswar vom Schauspieler Mircea Dragoman aufgeführt. Die Regie unterzeichnet Cătălin Bocîrnea. Die Textbearbeitung für die Bühne nach dem gleichnamigen Roman von Franz Kafka gehört Edith Negulici. Die Übersetzung aus dem Deutschen ist von Mircea Ivănescu unterzeichnet.
Die Veranstaltung in Temeswar wird vom Goethe-Institut Bukarest und dem Temescher Kreisrat unterstützt. Des Weiteren wird das Projekt mit der Unterstützung des Rumänischen Theaterverbandes UNITER realisiert. Partner sind auch das Jüdische Staatstheater Bukarest, das Österreichische Kulturforum, Hearth/Casa KERIM, Humanitas Fiction Publishing House, das Nationalmuseum für rumänische Literatur Jassy/Iași und die Jüdische Gemeinschaft Temeswar.