Hermannstadt – Fünf Tage lang knatterten die Motoren der Enduromaschinen durch die Straßen von Hermannstadt/Sibiu. Das Hauptquartier der Red Bull Romaniacs war das Ramada-Hotel, vor dem Gewerkschaftskulturhaus war der Motorpark aufgebaut und auf dem Parkplatz am Radu-Stancu-Nationaltheater der Technikpark. Hier konnte man am Nachmittag in die erschöpften Gesichter der Fahrer und den Technikern über die Schulter schauen. Es wurde gefachsimpelt und am Abend noch einmal die Streckenführung des nächsten Tages besprochen. Am Morgen saßen die Fahrer schon vor Sonnenaufgang auf ihren Maschinen. Die ersten Fahrer starteten pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages.
Nach dem Prolog auf der Unteren Promenade/Bd. Coposu am Dienstag, welchen Alfredo Gomez klar für sich entscheiden konnte, forderte der erste Offroad-Tag schon früh sein erstes Opfer. Die Topfavoriten hatten schwer zu kämpfen und so kam es das am ersten Servicepunkt des Tages sich frische Gesichter an der Spitze des Rennens zeigen konnten, dies waren Wade Young, Travis Teasdale und Manuel Lettenbichler. Der Sieger vom Vortag, Alfredo Gomez und der ebenfalls als Topfavorit gehandelte Graham Jarvis trafen einige Minuten später am Servicepunkt in Voineasa ein. Doch vom dritten Favoriten im Bunde, dem Briten Jonny Walker fehlte jede Spur. Er knallte bei der Fahrt durch das tiefe Gras mit seinem Stiefel gegen einen versteckten Baumstumpf.
„Der Aufschlag war so hart, dass er mir das Bein vom Fußraster zog und ich nach vorne über das Motorrad flog.“ Die starken Schmerzen im rechten Bein führten schließlich dazu, dass der Vorjahressieger die letzten zwanzig Minuten bis zum Servicepunkt auf einem Bein stehend fahren musste. Von hier aus ging es für den Briten dann umgehend ins Krankenhaus. Ebenfalls schon am ersten Tag musste Paul Bolton das Rennen beenden. Ernstzunehmende Nackschmerzen machten die Weiterfahrt unmöglich. Den Tagessieg sicherte sich der erst 20-jährige Wade Young, der vom Spanier Gomez durch die Wildnis gejagt wurde. Beide trennten nach knapp acht Stunden auf dem Motorrad lediglich 55 Sekunden. Jarvis beende den ersten Renntag mit knapp zehn Minuten Rückstand auf dem vierten Rang.
Mit dem „Brexit“ der britischen Fahrer Jonny Walker, Paul Bolton und Dan Hemingway, der ebenfalls aussteigen musste sowie die Streichresultat von Red Bull Romaniacs Newcomer Billy Bolt, der sich so sehr in eine Sackgasse navigierte, dass er von einer Rettungsmannschaft geborgen werden musste, ging die sonst so übermächtige Phalanx der britischen Extreme-Enduro-Fahrer geschwächt in den zweiten Tag. Erster im Ziel in Tocile dennoch ein Brite. Graham Jarvis nahm seinem ersten Verfolger, Mario Roman Serrano, ganze 16 Minuten ab, Young und Gomez kamen gar rund 24 Minuten später ins Ziel. Der Spanier war auf der Strecke zwar schnell unterwegs, verlor aber durch etliche Stürze viel Zeit. „Ich hatte heute einen eher harten Tag. Zuerst verkeilte sich ein ordentlicher Ast in meinem Vorderrad, dann auch noch in meinem Hinterrad und zusätzlich ging ich auch noch einige Male zu Boden“, so Gomez nach Etappenende. Seine Führung im Gesamtklassement musste er damit an Jarvis abgeben.
Diese ließ sich der Brite bis zum Finale Hammersdorfer Berg/Dealul Guşteriţei auch nicht mehr nehmen. Am dritten Offroad-Tag kam er in Racoviţa abermals als Erster ins Ziel und konnte seinem ärgsten Verfolger Gomez weitere 13 Minuten abnehmen. Auf der abschließenden Etappe siegte dann noch einmal der Wade Young, doch auch für den zweiten Platz in der Gesamtwertung sollte dies nicht mehr ganz reichen. Zwar konnte der Südafrikaner auf den Zweitplazierten Gomez noch 18 Minuten aufholen, doch weitere fünf Minuten wären nötig gewesen, um sich mit Silber zu krönen. Für den Gesamtsieger Jarvis, der nun schon zum fünften Mal die Red Bull Romaniacs gewinnen konnte, zeigte das abschließende Klassement ein eindeutiges Bild. Insgesamt 27 Stunden 4 Minuten und 55 Sekunden saß der Brite auf seiner Husqvarna TE300. Gomez distanzierte er um 35:28 Minuten und Young um 40:34 Minuten auf die Plätze. „Es ist für mich unglaublich meinen fünften Sieg bei den Red Bull Romaniacs zu feiern. In den letzten Jahren hatte ich kein Glück, umso mehr freue ich mich heute. Mit 41 Jahren dachte ich ehrlich gesagt nicht mehr, dass ich es noch einmal schaffen könnte! “ Als Gesamtzehnter wurde Ervin Kovacs der beste Rumäne. Der beste Deutsche, Philipp Scholz, landete am Ende auf Rang 14 einen Platz vor Lars Enöckl, dem besten Österreicher.