Temeswar (ADZ) - „Ştefan Bertalan: Die innere Emigration“ heißt der zweisprachige Band des Bukarester Kunstkritikers Erwin Kessler, der am Donnerstag, dem 25. Februar, um 18 Uhr, im Barocksaal des Kunstmuseums in Temeswar/Timişoara vorgestellt wird. Veröffentlicht wurde das rumänisch-englische Buch anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Brukenthalmuseum in Hermannstadt (bis April 2016 zu sehen), das die Stiftung des Museums für Neuere Kunst (MARe) in Bukarest zusammen mit dem Brukenthalmuseum organisiert hat. Erwin Kesslers Band ist 2015 im Vellant-Verlag, ein Jahr nach dem Ableben Ştefan Bertalans erschienen und wurde vergangene Woche in Bukarest präsentiert.
Der Temeswarer Künstler Ştefan Bertalan (1930-2014) war Mitbegründer der ersten experimentellen Künstlergruppe in Rumänien „111“ (1965-1969) und der „Sigma“-Gruppe (1970-1980). Bertalan ist nicht nur für sein künstlerisches Schaffen sondern auch für seine Lehrtätigkeit am Kunstlyzeum und an der Architekturfakultät in Temeswar bekannt. Nach seiner Entlassung von der letzteren zog er nach Hermannstadt/Sibiu um, wo die bereits nach Deutschland ausgewanderte Familie seiner Frau, eine Angehörige der deutschen Minderheit, noch ein Haus besaß. Die in Hermannstadt verbrachten Jahre zwischen 1982-1985 empfand Bertalan als eine Zeit des Exils. Anschließend siedelte er mit seiner Familie nach Deutschland, wo er etwa 30 Jahre gelebt hat. Seinen Lebensabend verbrachte er jedoch auf Eigenwunsch in Temeswar.
In seinem Buch bezieht sich Erwin Kessler gerade auf den für den Künstler so schmerzvollen Lebensabschnitt in Hermannstadt. Der Band umfasst noch zwei Interviews, die der Autor mit den beiden Söhnen des Künstlers, Sebastian und Lou Bertalan, geführt hat, sowie ein Schreiben Sorin Costinas, einer der engsten Freunde und Sammler des Künstlers. Der Band ist mit Zeichnungen aus Bertalans Hermannstädter Zeit illustriert. Die Buchvorstellung findet innerhalb der Veranstaltungsreihe, die der Ausstellung „Ştefan Bertalan: Temeswar und die Avantgarde der europäischen Künste“ im Temeswarer Kunstmuseum gewidmet ist, statt. Die Bertalan-Ausstellung ist bis am 10. März im Kunstmuseum zu sehen und zeigt Grafiken des Künstlers sowie Arbeiten seiner ehemaligen Architekturstudenten. Eine Retrospektive mit Ştefan Bertalans Werken aus der Sammlung des Temeswarer Kunstmuseums fand bereits 2012 statt.