Temeswar (ADZ) - In einer an Heiligabend veröffentlichten Botschaft hat sich Bürgermeister Dominic Fritz bei den Temeswarern für deren Einsatz in einem schwierigen Jahr bedankt. Er sei sicher, dass in dem zu Ende gehenden Jahr die Temeswarer Bürger und Bürgerinnen ihren Beitrag dazu geleistet haben, die Gemeinschaft zu stärken und die Hoffnung in eine bessere Zukunft aufrechtzuerhalten. Deshalb blicke er mit großer Zuversicht auf das Jahr 2022. Diese stütze sich auf die Einsicht, dass das Temeswarer Markenzeichen darin liege, die Unterschiede anzuerkennen und zu achten und sich gegen-über dem anderen und dessen Erfahrungen zu öffnen. Dies sei der einende Temeswarer Geist, auf dem man den materiellen Wohlstand der Stadt und das seelische Wohlbefinden der Gemeinschaft aufbauen könne, sagte der Bürgermeister.
Der im September 2020 zum Temeswarer Bürgermeister gewählte Dominic Fritz (USR) hat 2021 mit zahlreichen Problemen kämpfen müssen, die er teilweise von seinem Vorgänger Nicolae Robu (PNL) geerbt hatte. Während im Frühjahr die Pandemie und der im Fe-bruar-März verhängte und mehrmals verlängerte Lockdown über Temeswar zu großer Unzufriedenheit in der Bevölkerung geführt hatten, waren es ab Anfang Sommer vor allem die Probleme mit dem maroden Fernwärmelieferanten Colterm, die für Unmut gesorgt hatten. Die Zusammenarbeit mit dem liberalen Koalitionspartner erwies sich als äußerst schwierig, immer wieder wurden Fritz und sein USR-Team von den Liberalen kritisiert, der Kreisratsvorsitzende Alin Nica und der Vizebürgermeister Cosmin Tab²r² beschuldigten Fritz des Öfteren der offensichtlichen Unfähigkeit im Amt.
Nachdem es bei der Temeswarer PNL im Sommer krachte und es nach Handgreiflichkeiten zu mehreren Ausschlussverfahren gegen den Widersacher von Nica gekommen war, konnte sich Fritz die Stimme des aus der PNL rausgeschmissenen Ratsherrn Raul Ambruș sichern, so dass er nun mit den 13 USR-Stimmen und jener von Ambruș über die Mehrheit im Temeswarer Stadtrat verfügt. Hinzu kamen noch die rechtlichen Auseinandersetzungen um das im Juni vom Stadtrat verabschiedete neue Organigramm der Stadtverwaltung, das von der Beamtengewerkschaft und von einigen einzelnen Beamten, die bis 2020 zu den Stützpfeilern der Robu-Verwaltung gehört hatten und von Fritz entfernt werden sollten, gerichtlich angefochten wurde. Gegenwärtig ist das neue Organigramm ausgesetzt, über den Annullierungsantrag wird noch verhandelt.
Auch im Zusammenhang mit dem Kuturhauptstadt-Programm scheint der Fritz-Administration der Durchbruch noch nicht gelungen zu sein; zwar hat die Stadt inzwischen ihr eigenes Projektezentrum, das das Programm koordinieren und umsetzen soll, der skandalträchtige Kulturhauptstadt-Verein, den Fritz von Robu mitsamt seiner Direktorin Sorina Neumann geerbt hat, lebt weiter fort, obwohl die Stadt Temeswar ihn nicht mehr finanziert und Fritz den Rückzug der Stadt aus dem Verein angekündigt hat. Problematisch bleiben weiterhin auch die mangelnde finanzielle Unterstützung durch die Regierung sowie die Verzögerungstaktik verschiedener Regierungsstellen, wenn es um verwaltungstechnische Hürden, Entwurfsarbeiten oder sonstige bürokratische Verfahren geht, die für das Vorwärtskommen des Vorhabens notwendig sind.