Bürgermeister verspricht Freifahrt für Temeswarer

Viele Bedenken: Euphorie bleibt nach Gratisangebot aus

Auf dem Lahovari-Platz/Bălcescu-Platz (Foto) gibt es einen Ansatz von Kreisverkehr, der jedoch von Straßenbahnlinien unterbrochen ist. Ein 1,6-Millionen-Lei-Projekt soll für einen kompletten Kreisverkehr sorgen. Baubeginn ist in Kürze angesagt.
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Die Euphorie über die neueste Idee des Temeswarer Bürgermeisters Nicolae Robu hält sich über weite Strecken in Grenzen. Gratisfahrten auf allen Bahnen und Bussen des öffentlichen Nahverkehrs der Stadt (RATT), hat Robu auf einer Stadtratssitzung in der ersten Wochenhälfte angekündigt. Er glaubt, es gäbe reichlich Vorteile, wenn Abos und Fahrscheine abgeschafft würden, und viele Bürger vom privaten Pkw auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Die Temeswarer sehen solche Vorschläge jedoch nur auf den ersten Blick vorteilhaft. Sie fürchten Obdachlose noch und noch in den Verkehrsmitteln, schlechte Transportbedingungen und eine zu geringe Anzahl an Verkehrsmitteln im Einsatz, denn „was nichts kostet, ist auch nichts wert“. Nicht zuletzt hat Nicolae Robu noch im vergangenen Jahr, gleich nach Amtsantritt von den hohen Ausgaben gesprochen, die auf die Stadt zukommen, um die Verluste des städtischen Nahverkehrsbetriebs zu decken und die Managerqualitäten von RATT-Direktor Ioan Goia infrage gestellt. Mit einem Gratisangebot wäre auch gleich noch eine Investition zum Großteil in den Sand gesetzt: Das mit Magnetkarte derzeit erfolgende Entwertungssystem, das vor einigen Jahren etwa vier Millionen Euro gekostet hat.

Das Stadtratsmitglied Bogdan Herzog (Bauernpartei) hatte eigentlich mit einer ganz einfachen Forderung den Anstoß zu dieser Diskussion gegeben. Herzog schlug nämlich vor, den Nahverkehr auf einigen Strecken gratis anzubieten, bis die Straßenbauarbeiten rund um die Michelangelo-Brücke abgeschlossen sind und der Verkehr in der Stadt wieder in die Normalität zurückkehrt. Daraufhin sprach Nicoale Robu den Aspekt der Gratisfahrten an – er wollte eigentlich der erste Bürgermeister einer rumänischen Stadt sein, der eine solche Dienstleistung kostenlos anbietet, Lugosch sei ihm jedoch zuvorgekommen (wir berichteten), so Robu. Da ohnehin Schüler, Studenten, Rentner und andere soziale Kategorien kein Ticket lösen müssen, sei die zusätzliche finanzielle Belastung ebenfalls tragbar, meinte der Bürgermeister. Wie die Stadt trotzdem die zusätzlichen Gelder aufbringen könnte, darüber schwieg Robu. Er wies bloß darauf hin, dass diese Maßnahme das Ziel hätte, viele Bürger zu veranlassen, vom privaten Pkw auf Bahn und Bus umzusteigen, was die Straßen entlasten, für flüssigeren Verkehr sorgen und weniger Luftverschmutzung mit sich bringen würde. Robu schränkte aber ein: Nicht sofort, aber vor 2015 könnte das Projekt umgesetzt werden.