Hermannstadt - Thomas Gerlach holte weit aus und erinnerte in seiner Ansprache an Helmut Kohl, der vor 30 Jahren als deutscher Bundeskanzler antrat und ein Jahrzehnt später als Kanzler der Einheit in die Geschichte einging. „Seine Vision von einem vereinigten Deutschland und einem freien, demokratischen und vereinten Europa erschien vielen Zeitgenossen unrealistisch, manchen sogar lächerlich.“ Manchmal werden Visionen Wirklichkeit und Anlass für Feierlichkeiten: Am Mittwoch, zwei Jahrzehnte nach der deutschen Wiedervereinigung, lud der deutsche Generalkonsul in Hermannstadt/Sibiu zum traditionellen Empfang anlässlich des Tages der Deutschen Einheit.
Rund 450 Gäste folgten der Einladung des Generalkonsulats zum Feiertagsempfang, der alljährlich zu den gesellschaftlichen Höhepunkten in der Stadt gehört. Der Generalkonsul und seine Frau sowie die künftige Konsulin Judith Urban begrüßten hochrangige Vertreter der Lokalpolitik, der lokalen Wirtschaft, der Kirche sowie aus Kunst, Kultur und dem Sozialbereich. Das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien und seine regionalen und lokalen Gliederungen waren durch ihre Vorsitzenden vertreten, allen voran durch den Landesvorsitzenden und Hermannstädter Bürgermeister Klaus Johannis, sowie den Abgeordneten des Forums, Ovidiu Ganţ. Führende Vertreter des Rathauses Hermannstadt, des Kreisrates und der Präfektur kamen ebenso wie hochrangige Vertreter der orthodoxen, römisch-katholischen und evangelischen Kirche, darunter der Bischof der evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Reinhart Guib. Zu ihnen gesellten sich die Repräsentanten der zahlreichen Kulturinstitutionen, wie des Radu-Stanca-Theaters, der Philharmonie oder des Brukenthal-Museums. Zahlreich gekommen waren auch die Geschäftsführer deutschsprachiger Unternehmen aus dem Amtsbereich des Generalkonsulats.
In seinem Grußwort erinnerte Gerlach die Gäste – vor dem Hintergrund der derzeitigen Probleme in Europa – an die Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte. „Heute leben wir in einem geeinten Europa ohne Grenzen und trennende Mauern, aber vor allem seit fast 70 Jahren in Frieden“, erinnerte der Generalkonsul, „das gemeinsame Haus Europa ist Wirklichkeit geworden und bietet gerade der jungen Generation auch hier in Rumänien Möglichkeiten und Chancen, die zur Zeit der Teilung unseres Kontinents in Ost und West undenkbar waren“. Abgerundet wurden diese Worte durch die Hymnen Rumäniens, Deutschlands und der Europäischen Union, gespielt von den Neppendorfer H-Musikanten.
Für Generalkonsul Thomas Gerlach war es der letzte Feiertagsempfang. Im kommenden Jahr wird dieser Hermannstadt und Rumänien verlassen, jene Stadt und jenes Land, die er in zwei Amtszeiten sehr schätzen gelernt hat.