Christliche Nächstenliebe kennt kein Fremdsein

Wanderausstellung macht Station im Hermannstädter Bürgermeisteramt

Hermannstadt – Hans Erich Tischler, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland (BRD) in Hermannstadt/Sibiu, wich in seiner Ansprache den Fragen in Sachen europäischer Flüchtlingspolitik nicht aus. Als einer der sieben offiziellen Gäste, die am Freitag, dem 13. April, der Einladung zur Vernissage der Wanderausstellung „Ich bin ein Fremder – Fremde in der Bibel“ (Eu sunt străin – Străinii în Biblie) in das Foyer des Bürgermeisteramtes Hermannstadt gefolgt waren, sprach Hans Erich Tischler etliche Probleme an, an denen Europa schon seit einiger Zeit zu scheitern droht. Da sich die Christenheit beispielsweise den Antisemitismus und dessen fatale Auswüchse während des Zweiten Weltkrieges selber zuzuschreiben habe, wäre es begrüßenswert, wenn sich Europa auf friedensstiftende Aussagen des Alten und Neuen Testaments rückbesinnt. Laut Statistik haben allein vergangenes Jahr 85.000 rumänische Staatsbürger ihr Heimatland Richtung Deutschland verlassen. Der demografische Schwund wird von der Willkommenspolitik der Deutschen Bundesregierung effizient aufgesogen, doch hat die BRD tagtäglich einem Flüchtlings-Ansturm aus dem Nahen Osten zu begegnen, der auch die deutschen Versorgungsnetze auf eine harte Probe stellt. Bekanntlich stoßen Flüchtlinge nicht überall in der EU auf Entgegenkommen. Das Mittelmeer liefert nicht selten traurige Beweise abweisender Strategien einiger ans Mittelmeer angrenzender EU-Staaten. Obwohl die Union ihre gemeinsamen Außenstrategien ständig zu verbessern sucht, konnten bis heute noch keine schlüssigen Antworten auf die Fragen der Flüchtlingspolitik gefunden werden, schlussfolgerte Hans Erich Tischler.

Friedrich Gunesch, Hauptanwalt der Evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien (EKR), dankte Cristina-Elena Corciu, stellvertretende Kommissarin im Referat Humanressourcen der Polizeilichen Behörde des Kreises Hermannstadt, für ihre knappen Ausführungen zu den Maßnahmen der Behörden, die auch Einwanderer und Flüchtlinge zu schützen haben. Somit ließ Gunesch es sich nicht nehmen, einen kleinen Hinweis auf die derzeit kränkelnde Innenpolitik Rumäniens einzustreuen. Trotz aktueller Schieflage einiger Zivilbehörden, stellte er erfreut fest, erfüllen sie ihre öffentlichen Aufträge nach wie vor in lauterer Art und Weise.

Vonseiten der EKR eröffnete Bischof Reinhart Guib die Vernissage mit dem rumänischen Ostergruß „Christus ist auferstanden!“, die auch von Daniela Cîmpean, der Vorsitzenden des Hermannstädter Kreisrates, bedient wurde. Ein Plädoyer mit Zitaten des Alten Testaments über eine freundliche Haltung gegenüber Fremden und Flüchtlingen trug Erika Klemm, Flüchtlingsbeauftragte der EKR, vor. Alexia Tobă, pädagogische Leiterin des Ernst-Weisenfeld-Schülerheims Hermannstadt der EKR, fungierte als Übersetzerin.

Die von den internationalen Hilfsorganisationen „Brot für die Welt“ und „Kirchen helfen Kirchen“ unterstützte Wanderausstellung „Ich bin ein Fremder – Fremde in der Bibel“ kann bis einschließlich Donnerstag, den 26. April, im Foyer des touristischen Informationszentrums im Hermannstädter Bürgermeisteramt am Großen Ring/Piața Mare besichtigt werden. Die Wanderausstellung besteht aus mehr als 20 Schautafeln in deutscher und rumänischer Sprache. Vielleicht gibt die Tatsache zu denken, dass auf keiner der Schautafeln beide Sprachen nebeneinander geführt sind, sondern Deutsch und Rumänisch durchwegs getrennt werden. Der ökumenischen Realität innerhalb der EKR, wo die rumänische Sprache nunmehr nicht allein geduldet, sondern auch gepflegt wird, entspricht dies längst nicht mehr.