CNSAS: Neumann war Securitate-Mitarbeiter

Verfahren vor Bukarester Berufungsgericht eingeleitet

Temeswar (ADZ) – Die Behörde für das Studium der Securitate-Archive (CNSAS) glaubt, dass der ehemalige Direktor des Temeswarer Kunstmuseums, der Historiker Victor Neumann, der als Professor an der West-Universität und als Forscher an dem Institut für Banater Studien der Rumänischen Akademie tätig war, vor 1989 als Informant des kommunistischen Repressionsapparates gearbeitet hat. Der 1953 geborene Neumann soll 12 Jahre lang der Securitate gedient haben, seine Verbindungsoffiziere sollen ihm nicht weniger als fünf Decknamen gegeben haben: Hodoș Polixenianul, Hodoș Polixenie, Hodoș/Hodos, Robert und Nedelcu.

Neumann wurde angeblich 1977 rekrutiert, seine Spitzel-Tätigkeit soll erst mit der Revolution von 1989 geendet haben. 1977 war der Historiker und spätere Direktor des Kunstmuseums Angestellter des Banater Museums und soll die Securitate mit Informationen über die Mitarbeiter der Geschichts-Abteilung beliefert haben. Bis 1989 soll er mehrere Auslandsreisen unternommen haben, im Frühjahr 1989 wurde der Auslandsgeheimdienst auf ihn aufmerksam, Neumann sollte aus Rumänien ausreisen und seine Tätigkeit fortsetzen. Den CNSAS-Unterlagen sei zu entnehmen, dass er Kontakt zu bekannten Dissidenten wie Paul Goma aufnehmen, deren Vertrauen gewinnen und sie ausspionieren sollte. Als im April 1989 sein Transfer zu den Mitarbeitern des Auslandsgeheimdienstes begründet wurde, stellte die Securitate fest, dass Neumann über die entsprechenden Voraussetzungen verfüge und dem Geheimdienst gegenüber durchaus treu sei.

Nun hat die CNSAS-Behörde einen Antrag beim Bukarester Berufungsgericht eingereicht, wonach die Richter aufgrund der Archivunterlagen die Zusammenarbeit Neumanns mit der Securitate feststellen. Neumann habe dazu beigetragen, das Recht auf Privatsphäre der von ihm ausgespähten Bürger zu verletzen. Er habe mehrere Berichte über Mitarbeiter, Mitglieder seines Bekanntenkreises, verschiedene Historiker und Kulturschaffende aus dem In- und Ausland verfasst. Neumann erklärte in diesem Zusammenhang, dass er an keiner Aktion der politischen Polizei beteiligt gewesen war und durch seine Tätigkeit niemals die Rechte seiner Mitmenschen verletzt habe. Niemand habe etwas gegen ihn unternommen, keiner der angeblich Bespitzelten habe sich nach 1989 gegen ihn gewandt. Näheres könne er wegen dem laufenden Gerichtsverfahren nicht sagen.

Neumann wurde mit Unterstützung der PSD zum Direktor des Banater Kunstmuseums ernannt, der neue Kreisratsvorsitzende Alin Nica (PNL) wollte ihm aufgrund nachgewiesener Mängel Mitte 2021 den Vertrag nicht mehr verlängern. Darauf-hin überzog Neumann den Temescher Kreisrat mit Gerichtsklagen und witterte eine umfangreiche Verschwörung gegen ihn. Seine Frau Simona Neumann leitete den Temeswarer Kulturhauptstadt-Verein und zählte spätestens ab Anfang 2018 zu den Hauptdarstellern im peinlichen Drama um den skandalträchtigen Verein, der das gesamte Programm für das Kulturhauptstadt-Jahr vorbereiten sollte und mit großem Aufwand von Bürgermeister Dominic Fritz ausgeschaltet werden konnte. Nun leitet Simona Neumann die Vertretung der italienischen Industrie in Rumänien.