Temeswar (ADZ) – Am Montag wird der Erdgasversorger E.ON Romania dem Temeswarer Fernwärmelieferanten Colterm den Hahn abdrehen und die Lieferung von Erdgas einstellen. In Folge könnten etwa 50.000 Temeswarer Haushalte sowie zahlreiche Schulen und sonstige öffentliche Einrichtungen nicht mehr geheizt werden, unter einem großen Fragezeichen steht gleichzeitig auch die Lieferung von Warmwasser. Dies teilte Bürgermeister Dominic Fritz am Mittwoch mit. Er erklärte die Verhandlungen mit dem Erdgasversorger als gescheitert, die Gründe, warum eine Einigung nicht mehr erzielt werden konnte, seien zahlreich.
Wie die ADZ berichtete, hat Colterm, ein Unternehmen, das zu hundert Prozent der Stadt Temeswar gehört, einen riesigen Schuldenberg angehäuft, zuletzt wollte E.ON nur noch auf einen Tag befristete Verträge mit Vorauszahlung abschließen, doch weil Colterm seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt, will E.ON auch von einer solchen Variante nichts mehr wissen. Auch habe ein Gläubiger bereits einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gegen Colterm eingereicht, das Unternehmen wolle selbst einen solchen Antrag stellen. Insidern zufolge wolle der Erdgasversorger zum Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung durch keine laufenden Verträge mehr an Colterm gebunden zu sein, weil dann der Insolvenzrichter das Unternehmen zwingen könnte, weiterhin Erdgas an den zahlungsunfähigen Temeswarer Fernwärmeproduzenten zu liefern.
Die Lage sei dramatisch und habe sich im Vergleich zur vorigen Woche noch einmal zugespitzt, gestand der Bürgermeister. Man strenge sich sowohl in der Stadtverwaltung als auch in der Colterm-Leitung an, Lösungen zu finden, um die Einstellung der Heizung und der Warmwasserzufuhr doch noch vermeiden zu können. Man arbeite rund um die Uhr und strenge sich in der Tat massiv an, sagte Fritz. 132 Millionen Lei habe die Stadt in diesem Jahr an Colterm überwiesen, doch Altlasten, Verzugsstrafen und die noch nie dagewesene Erhöhung der Erdgaspreise hätten das Unternehmen in diese aussichtslose Lage gebracht. 56.000 Kunden werden derzeit von Colterm bedient, es handelt sich vornehmlich um Haushalte, aber auch Schulen, Spitäler und zahlreiche andere öffentliche Einrichtungen werden von Colterm beheizt und mit Warmwasser beliefert.
Seit seiner Amtseinführung habe Fritz Verhandlungen mit E.ON sowie mit anderen Gläubigern eingeleitet, einen Teil der Altlasten konnte man zwar abbauen und Neuschulden bis zuletzt vermeiden, doch nun könne nur noch die Regierung einschreiten, Gelder zur Verfügung stellen und Bürgschaften übernehmen. Vier Sofortmaßnahmen können in Frage kommen, man habe sie bereits eingeleitet, hieß es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Zunächst habe man Kohle aus der Staatsreserve beantragt und verhandele mit der Regierung über eine solche Zuteilung. Dann habe man die Landesenergiebehörde ANRE ersucht, einen sogenannten Zulieferer letzter Instanz zu benennen, mit dem Colterm einen Erdgasliefervertrag schließen könne. Dies erlaube das Gesetz. Gleichzeitig führe man Verhandlungen mit anderen Lieferanten und wolle auch noch mit E.ON im Gespräch bleiben. In Bukarest und in anderen Städten habe man sich letztendlich mit den Erdgasversorgern einigen können. In dritter Linie habe Fritz mit mehreren Ministern, der Temescher Präfektur sowie mit anderen Bürgermeistern gesprochen, um die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung aus dem Staatshaushalt sowie andere Lösungsansätze zu erörtern, wie zum Beispiel Zahlungsaufschübe für den Erwerb von Emissionszertifikaten. Aber letztendlich könne man einer Preiserhöhung beim Endverbraucher nicht mehr aus dem Wege gehen, sie sei unvermeidlich, auch vor allem deswegen, weil der Endpreis seit Jahren nicht mehr gestiegen sei und nur noch einen geringen Teil der tatsächlichen Produktionskosten decke. Wichtig sei, dass alle implizierten Akteure ihrer Verantwortung gegenüber den Bürgern bewusstwerden und im Sinne dieser Verantwortung agieren, sagte Fritz.