Reschitza/Karansebesch – Am Donnerstag verstarb 88-jährig in Karansebesch, seiner Geburts- und im Alter auch Residenzstadt, eine der Legenden der kommunistischen und postkommunistischen Landwirtschaft Rumäniens, der Gründer des westrumänischen Schweinezuchtkombinats COMTIM-Holding, Florentin Cârpanu.
Der charismatische Vollblutmanager hatte vom Schweinezuchtkomplex Beregsau bei Temeswar aus einen über den ganzen Landeskreis Temesch ausgebreiteten Komplex von Landwirtschaftsbetrieben, Futterfabriken und Schweinezüchtereien sowie Schlachthäusern aufgebaut, die zu ihren Hoch-Zeiten bis zu anderthalb Millionen Schlachtschweine pro Jahr lieferten – den Großteil zum Hauptabnehmer UdSSR, der dafür Rohstoffe und Energie lieferte.
Zu den Verdiensten Cârpanus in den schlimmsten Versorgungszeiten der Bevölkerung Rumäniens gehörte, dass er in Temeswar einen Präsentationsladen von COMTIM einrichten ließ, zu dem – vor allem aus der Moldau – die seinerzeit sogenannten „Hungerzüge“ anrollten, Züge mit Menschen, die sich im Temeswarer COMTIM-Laden mit Fleisch und Fleischprodukten versorgten, das sie zu Hause auf ihre Bezugsscheine nur häppchenweise ergattern konnten. Hoch angerechnet wurde ihm auch, dass alle COMTIM-Angestellten in kombinatseigenen Läden sich regelmäßig größere Mengen Fleisch und Metzgereiprodukte kaufen konnten, als es die staatlich festgestellten Rationen für „rationelle Ernährung der Bevölkerung“ festlegten.
Florentin Cârpanu wurde am 28. Januar 1934 in Karansebesch geboren, wo er zuerst die Technische Mittelschule für Holzverarbeitung besuchte, um anschließend Tierzucht am Arader Institut für Zootechnik und Veterinärmedizin zu studieren. 1966 kam er zum damals entstehenden Schweinezuchtkomplex in Beregsau, von wo aus er die COMTIM-Holding aufbaute, die sich den Goßteil ihres Futterbedarfs auch selber produzierte, auf Feldern, die der Staat zur Verfügung gestellt hatte.
Zu Zeiten ihrer Höchstentwicklung hatte COMTIM (das heute den Texanern von Smithfield gehört) rund 15.000 Arbeitnehmer. Cârpanu führte COMTIM bis zu seiner Pensionierung 1994, machte aber als Privatunternehmer weiter bis vor ein paar Jahren, als er seinen Firmenkomplex seinen Söhnen und Enkeln überantwortete und sich in Karansebesch nur in seiner Konditorei im Stadtzentrum sehen ließ. Nach der Wende wurde er für kurze Zeit dank seiner hohen Sympathiewerte und des besten Rufs als Manager zum Präfekten von Temesch ernannt, ein politischer Posten, von dem er nach einigen Monaten abdankte.