Hermannstadt – Michelsberg sorgt mit seinem Kulturangebot immer wieder für Überraschungen, allerdings dürfte die am vergangenen Sonntag eröffnete Ausstellung, „DADA 100. Tristan Tzara und seine Welt“, die bisherigen übertreffen. Dabei überraschen nicht nur die Exponate, sondern auch die Idee eine Galerie in der „Alten Schule“ einzurichten. „Michelsberg ist DADA. Wenn man durch Rumänien fährt und kommt dann her nach Michelsberg, erwartet man alles, außer einer Galerie, so wie es der Gemeinde in Michelsberg gelungen ist.“, so Thomas Emmerling, der die Exponate aus seiner Kunstsammlung zur Verfügung gestellt hat, bei der sehr gut besuchten Eröffnung der Ausstellung und der Einweihung der Galerie.
Vor vier Jahren, erörterte Dr. Stefan Cosoroabă, Leiter des die Ausstellung betreuenden Projekts „Entdecke die Seele Siebenbürgens“, hat die Evangelische Kirche A.B. die 1873 erbaute Schule zurückbekommen im Zuge der Rückerstattung kirchlicher Gebäude. Da es aber in Michelsberg nicht mehr viele deutschsprachige Kinder gibt, stellte sich die Aufgabe das Gebäude anderweitig nutzbar zu machen. So wurde ein Modul – ein geräumiger Saal mit vielen Fenstern und somit gutem Licht – als Kunstgalerie eingerichtet. Wie gut das gelungen ist, erahnt man wohl kaum, bis man tatsächlich den Raum betritt. Die Wahl der einweihenden Ausstellung ist auch nicht von ungefähr: Wie Dr. Cosoroabă betonte, handelt es sich um eine aktuelle Ausstellung. Das spricht zwar für die Weitsicht der Kunstbewegung, setzt aber doch ein Denkzeichen für die Gesellschaft. Während des Ersten Weltkriegs haben die Gründer der DADA-Bewegung „den damaligen gesellschaftlichen Tendenzen entgegengesetzt das Absurde und leider sind wir heute auch in solchen politischen Situationen, dass wir sagen, wir wissen nicht, wie es weitergeht.“
Die Ausstellung spricht allerdings nicht unmittelbar vom Absurden. Zwar gibt es den Verweis darauf, die Mahnung, jedoch werden vor allem Kunstwerke der klassischen Moderne präsentiert. Graphiken der Künstler Henri Matisse, André Masson, Pablo Picasso und Hans Arp sind auf jeweils einer der vier Wände des Raumes zu sehen. Eine kleine, zunächst nicht auffallende, auf dem Boden aufgestellte Vitrine, stellt den Schlüssel zu der Ausstellung dar: Tristan Tzaras „DADA. 7 Manifeste“, sowie ein von Matisse illustrierter Gedichtband sind unter anderem darin zu sehen. Tzara, der aus Rumänien stammende Dichter, gelang es immer wieder, so Emmerling, etablierte Künstler zu überreden, seine Publikationen zu bebildern. So den Meister der abstrakten Kunst, Henri Matisse, der mit wenigen schwarzen Strichen das Gesicht einer Dame so skizziert, das sogar ihre Haarfarbe zu erahnen ist.
Auch der in Amerika als lyrischer Expressionist gefeierte André Masson und sogar Pablo Picasso steuerten Illustrationen bei. Emmerling erläuterte die Kunst der Abstraktion und erzählte, wie Arp seine ersten abstrakten Zeichnungen verworfen haben soll, da sie ihm nicht gegenständlich genug waren. Später wurde er dann einer der Mitbegründer der DADA-Bewegung, gemeinsam mit Tristan Tzara, Marcel Janco, ebenfalls aus Rumänien, und Hugo Ball. Abstrakte Kunst mag einfach wirken, aber es gehört einiges dazu, so zeichnen zu können, dass etwa Farbe gesehen wird, wo keine ist. In den Graphiken tritt dieser Aspekt besonders gut hervor. Die Ausstellung kann bis zum 14. September täglich von 11 bis 18 Uhr besichtigt werden. Eintrittskarten kosten 7 Lei, können aber auch als Combi-Ticket, der Eintritt zur Michelsberger Burg inklusive, für 10 Lei erworben werden. Ermäßigung gibt es für Schüler und Studenten.