Reschitza – Der geschaßte Ex-Präsident-Generaldirektor des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR und schon seit mehr als drei Jahren von der Antikorruptions-Staatsanwaltschaft gefilzte Adrian Chebuţiu liegt mit der Stadt Reschitza/Reşiţa im Krieg. Erst durchwirbelte er kraft seiner Führungsrolle beim Fahrrad- und Fitnessgeräte-Hersteller „Sport-City” – einem von ihm konstruierten, heute unabhängigen und angeblich sehr profitablen Ableger des Maschinenbauwerks – die Pläne der Stadt bezüglich des mit EU-Mitteln hergerichteten Gewerbeparks im Ţerova-Tal, danach gab es heftigen Streit mit dem Bürgermeister wegen der Verlegung des Tandlmarkts von Reschitza in die Nähe seiner Privatvilla. Und jetzt läßt er seine Frau Lăcrămioara Chebuţiu (die ehemalige UCMR-Sprecherin) in ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der UDR-Stiftung (Fundaţia Uziunele şi Domeniile Reşiţa), auf deren Namen das Reschitzaer Dampflokomotivenmuseum registriert wurde, gegen den Weihnachtsschmuck an den historischen Zugmaschinen und im Ausstellungspark protestieren, den die Stadt dort anbringen wollte. Denn am heutigen Freitag soll auch in Reschitza die Weihnachts-Festbeleuchtung angezündet werden. Daraus wird es wohl nach der jüngsten Bremsaktion der Familie Chebuţiu nur teilweise etwas.
Das größte Museum für Dampflokomotiven aus Rumänien und gleichzeitig die vollständigste Sammlung von in Reschitza gebauten Dampflokomotiven wurde zum 100sten Jubiläum des Baus der ersten Reschitzaer Dampflokomotive 1971 eröffnet und zeigt u.a. die originale erste Lok, die seinerzeit – 1872 – auf der Wiener Weltausstellung gezeigt wurde und nach Plänen des Engländers John Haswell entstand, den die Wiener Dampflokomotivenfabrik der k.u.k. österr.-ung. priv. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft (StEG) aus England abgeworben hatte. Jahrelang gab es zwischen der Stadt und dem Maschinenbauwerk UCMR ein Hin- und Her-Geschiebe wegen den Kosten und Durchführung der regelmäßig fälligen Pflege- und Instandhaltungsarbeiten sowie der Bezahlung der Wächter des Parks, der zwischen der Hauptverbindungsstraße von Reschitzaer Neu- und Altstadt und dem Stellwerk der Werksbahnen liegt. Zuletzt gab es eine mündliche „vorläufige Vereinbarung” zwischen der Werksleitung (in der Person von Chebuţiu) und der Stadt (vertreten durch deren Bürgermeister), die später schriftlich fixiert werden sollte und aufgrund derer die Stadt den Wachtdienst bezahlt und das Werk die Pflege- und Instandhaltungsarbeiten übernimmt. Die logische Lösung, das historisch wertvolle Ensemble dem Museum des Banater Montangebiets mit seiner starken Abteilung für Industriearchäologie zu überantworten, das vom Kreisrat finanziert wird, wollte keine der Seiten akzeptieren.
Durch den Einfall mit der UDR-Stiftung hat Chhebuţiu seine Frau Lăcrămioara zur faktischen Privatverwalterin der Lokomotivensammlung, die von der Stadt zusammengestellt worden war, gemacht – und seine Familie benimmt sich nun eben wie die einzig wahren und rechtmäßigen Besitzer des Ensembles – dessen Wert auf mehrere Millionen Euro geschätzt wird. Kenner der Vorgänge behaupten, Chebu]iu sei mit dem Dampflokmuseum von Reschitza genauso verfahren wie mit allem, was ihm als Präsident-Generaldirektor des Maschinenbauwerks an Wertvollem oder Perspektivreichem unter die Finger kam: er schnitt sich davon ein mehr oder weniger großes Stück zu seiner Privatverfügung ab. Und verstand es in jedem der Fälle, dem Vorgang eine absolut legal scheinende und schwer in Zweifel zu ziehende Aura zu verleihen.