Das Gewerkschaftskulturhaus immer noch im Visier

Die hohen Sanierungskosten schrecken die Interessenten

Reschitza – Das Interesse des Reschitzaer Rathauses an der Übernahme des in den 1950er Jahren gebauten Gewerkschaftskulturhauses am Rand des Verwaltungszentrums besteht nach wie vor, erklärte jüngst Bürgermeister Ioan Popa, „aber nicht unter allen Umständen und zu jedem Preis“, denn die Sanierungskosten des immer baufälliger werdenden abgewohnten ehemaligen Prestigebaus der zum Kommunismus mutierten Gewerkschaften Rumäniens wurden bereits vor einigen Jahren auf 5-6 Millionen Euro geschätzt – und zwischenzeitlich sind die Kosten von Baumaterialien und die Baukosten ganz allgemein kräftig gestiegen.

In dem Maß, wie die in Eigenregie der Stadt durchgeführten Sanierungen der Gehsteige und Parkplätze rund ums Verwaltungszentrum voranschreiten – und sich dem nahezu vollkommen stillgelegten Gewerkschaftskulturhaus nähern –, kommt immer öfter die Frage auf, wie denn die Versteigerungsversuche der Insolvenzverwalter des Reschitzaer Maschinenbauwerks vorankommen. Denn nach langwierigen Prozessen zwischen dem Gewerkschaftsbund „Solidaritatea“ und der Verwaltung des Maschinenbauwerks hat eine ohnehin schon lange nicht mehr koschere Justiz das Gewerkschaftskulturhaus dem Maschinenbauwerk zugesprochen. Das, für jeden irgendwie daran Interessierten ersichtlich, einfach nicht wusste, was mit diesem Riesenbau, der auch noch einen Aufführungssaal mit fast 1000 Zuschauerplätzen beherbergt und der ein halbes Stadtquartal bedeckt, anzufangen wäre. Zumal UCMR schon zum Zeitpunkt des gerichtlichen Zuschlags zahlungsunfähig war.

Folgerichtig versuchten denn auch die beiden Bu-karester Insolvenzverwaltungsfirmen Euro Insol SPRL und VF Insolvență SPRL, die die gesamte Insolvenzmasse von UCM Reschitza abwickeln, auch das Gewerkschaftskulturhaus umgehend durch sukzessive Versteigerungen zu verscherbeln. Das begann im Oktober 2022 mit einem Startpreis von 6.049.262 Euro (zusätzlich die Mehrwertsteuer) und setzte sich, mit stetiger Senkung des Startpreises fort, bis zuletzt noch etwa die Hälfte, 3.024.631 Euro plus Mehrwertsteuer, gefordert wurden.

Bei keiner der Versteigerungen gab es einen Interessenten. Jeder hält den geforderten Preis für übertrieben hoch, bei dem rund 70-jährigen öffentlichen Gebäude, das nie grundlegend renoviert wurde und nach dem Bauusus der 1950er Jahre entstand (Baumeister war der aus Detta stammende Hans Frombach). Die Sanierungskosten würden das Drei- bis Vierfache des Kaufpreises ausmachen, orakelten Experten.

Das Rathaus Reschitza, das wiederholt sein Kaufinteresse an diesem Gebäude geäußert hat, geht davon aus, dass der realistische Preis dieses immer noch Vorzeigebaus von Reschitza irgendwo bei maximal zwei Millionen Euro angesetzt werden müsste. Bürgermeister Ioan Popa: „Ich hatte in den vergangenen Monaten mehrere Gespräche mit einer Direktorin der Autorität für die Verwaltung der Staatsaktiva, AAAS. Als Strategie zielt die Stadt Reschitza auf eine Übernahme aufgrund der Steuer- und Gebührenschulden ab, die das Maschinenbauwerk gegenüber der Stadt angehäuft hat. Also brauchen wir eine Genehmigung seitens des Finanzministeriums. Es liefe also wie bei einer Übernahme von einer Institution zur anderen. Nur so können wir uns das heute leisten, beim finanziellen Stress, unter dem wir stehen, bei der Vielzahl unserer Projekte. Dabei geht es gar nicht so sehr um den Kaufpreis von 1-2 Millionen, mit dem wir rechnen, sondern vielmehr um das Beschaffen der Sanierungskosten, die mindestens bei 5-6 Millionen Euro liegen. Und das war die Schätzung von 2022...“