Temeswar – Mit jedem Sanierungsgerüst, das entfernt wird, kommt ein neues geschichtsträchtiges Gebäude in Temeswar/Timișoara ans Licht. Von Jahr zu Jahr rücken die Temeswarer Straßen in ein neues Licht anhand von frisch sanierten Häusern, die ihre Fassaden nun in voller Pracht enthüllen und bewundern lassen. Ein symbolträchtiges Gebäude im Herzen von Temeswar hat nun seinen früheren Glanz wiedererlangt. Es handelt sich dabei um den Bau, der als „Casa cu flori“ (zu Deutsch: „Das Haus mit den Blumen“) bekannt ist. Das Gebäude steht an der Alba Iulia-Straße, der schmalen Gasse, die die Verbindung zwischen dem Freiheits- und dem Opernplatz in der Innenstadt schafft. Hier hat früher der kaiserliche Blumenhändler, Landschaftsarchitekt und Rosenzüchter Wilhelm Mühle zu Beginn des letzten Jahrhunderts jahrelang Blumen und Samen verkauft. Nach dem Tod von Wilhelm Mühle arbeitete seine Frau Josephine im Blumenhandel weiter. Sein Sohn, Árpád Mühle, setzte das Geschäft seines Vaters fort, brachte aber der Stadt einen neuen Ruhm: Mit Árpád entwickelte sich der Temeswarer Rosenpark in der Zwischenkriegszeit zum größten Rosarium in Süd-osteuropa mit über 1400 Rosenarten aus Europa, Amerika und Asien.
Die Stadt Temeswar ist seither als Stadt der Rosen bekannt. Árpád Mühle war Hoflieferant der rumänischen, serbischen und bulgarischen Königshäuser. In Bukarest beteiligte er sich an der Gestaltung des Cișmigiu-Parks. In Sinaia plante er gemeinsam mit dem Gartenbaudirektor des rumänischen Königshauses, Guttmann, den Stadtpark von Schloss Peleö.
Wilhelm Mühle, der sich um die Entstehung der Parkanlagen der Stadt verdient gemacht hat, wurde posthum am 2. August 2013 zum Ehrenbürger der Stadt Temeswar ernannt. Am selben Tag fand die Enthüllung seiner Büste im Rosengarten statt, dort, wo auch sein Sohn, Árpád Mühle eine Büste bekommen hat.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte wechselte das „Haus mit den Blumen“ in der Innenstadt von Temeswar mehrmals den Besitzer. Allein in den letzten zehn Jahren wurde es zweimal zum Verkauf angeboten. Im Laufe der Zeit beherbergte das Anwesen Büros, Geschäfte, ein Restaurant und eine Bäckerei. Im Jahr 2019 wurde das Gebäude aufgrund seines fortgeschrittenen Verfalls für eine Überbesteuerung vorgeschlagen.
Im letzten Jahr wurde das Haus saniert. Derzeit sind im Erdgeschoss des Hauses ein Café, eine Wechselstube und eine Pizzeria untergebracht.
