Das Krankenhauspersonal protestiert

Verlust der Lohnzuschläge führt zu drastischen Einkommensverlusten

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Reschitza – Während man auf den Diskussionsplattformen im Internet Kopien von Lohnzetteln von Ärzten einsehen kann, die nach den jüngsten Lohnerhöhungen umgerechnet bis zu mehreren tausend Euro monatlich kassieren (und von denen einige jetzt ihre Kollegen auffordern, aufs entwürdigende Entgegennehmen von Trinkgeld von den Patienten für ohnehin offiziell bezahlte medizinische Leistungen zu verzichten), protestiert das mittlere Personal des Krankenbetreuungswesens gegen die drastischen Einkommens-einbußen, die sie erleiden, seit ihnen die Lohnzuschläge gekürzt wurden.

Diese Woche waren rund 150 Angestellte des Kreiskrankenhauses für Notfälle in Reschitza im Innenhof des größten Krankenhauses des Banater Berglands zu Protesten angetreten. Die am schlimmsten Betroffenen vom neuen Entlohnungssystem im Gesundheitswesen sind die Krankenschwestern, die Krankenträger, Krankenpfleger und das sonstige Hilfspersonal der Krankenhäuser. In Reschitza treten sie täglich für mehrere Stunden in den Ausstand und äußern ihren Unmut über die Ungerechtigkeit, dass ihnen einmal zugesagte Lohnvergünstigungen nun gestrichen worden sind.

Die Situation ist landesweit die gleiche, denn es gäbe bloß zehn Krankenhäuser in ganz Rumänien, wo diese Lohnkürzungen nicht durchgeführt worden sind, war aus den Reihen der Protestierenden zu hören.

In Reschitza laufen die Proteste „spontan“ ab, finden allerdings jeden Tag um dieselbe Uhrzeit im Innenhof des Krankenhauses statt und dauern ein bis zwei Stunden. Sie waren am Montag gestartet, weil Montag im Kreiskrankenhaus Reschitza Lohntag war und das mittlere Personal konkret auf dem Lohnzettel und auf seinem Konto sehen konnte, wieviel Geld ihm durch die unausgegorene Maßnahme der PSD/ALDE-Regierung verloren gegangen ist. Konkret handelt es sich pro Krankenhausangestellten um 300 bis 800 Lei, war vor Ort nachzuprüfen, weil jeder Protestierende bereitwillig seinen jüngsten Lohnzettel und parallel dazu den vorletzten zeigte.

Gewerkschaftschefin Maria Galescu, die an der Spitze der Protestler stand, erklärte: „Die erste Beleidigung, die uns zugefügt wurde, war, dass erstmals seit vielen Jahren das gesamte Personal des Krankenhauses nicht vor Ostern seinen Lohn ausgezahlt bekam, wie wir das gewohnt waren, weil die Verwaltung des Gesundheitsministeriums es verschlafen hatte, die Gelder beizeiten von Finanzministerium anzufordern und weil auch der Kreisrat, über den wir das Lohngeld zugewiesen bekommen, geschlafen hat. Bezüglich der Lohnzuschläge hatte der Kreisrat versprochen, das maximal Mögliche zu tun und Ausgleichszahlungen zu tätigen, so „dass nur wenige Angestellte etwas zu verlieren haben“ werden. Nichts hat er getan. Alle jetzigen Reaktionen des Kreisrats sind extrem zweideutig. Konkret sind bloß unsere Lohnzettel, und die besagen, dass man uns massiv das Einkommen beschnitten hat. Dagegen protestieren wir und möchten, dass zumindest die Lage von vorher wiederhergestellt wird! Die Situation auf Landesebene muss die Gewerkschaft SANITAS mit dem Gesundheitsministerium klären. Uns ist aber auch klar, dass der Kreisrat, unser Finanzier, mit uns doppelzüngig redet. Das werden wir nicht weiter dulden.“

Dr. Jaro Marsalik, bis 2017 zwölf Jahre lang medizinischer Leiter des Notfallkrankenhauses Reschitza und jetzt weiterhin als Chirurg hier tätig, befand sich mitten unter den Protestierenden: „Es besteht kein Zweifel, dass zur Klärung der Lohnsituation im Gesundheitswesen das entsprechende Gesetz geändert werden muss. Der Teil, der die Lohnzulagen regelt, ist einfach schlecht. So geht´s, wenn hierzulande ein Gesetz novelliert wird: es bedarf nachher zahlreicher Adjustierungen! Das ist typisch für Rumänien.“ Dr. Marsalic war nicht der einzige unter den Ärzten des Notfallkrankenhauses in Reschitza, die sich mit den Protestlern im Innenhof des Krankenhauses solidarisiert haben.

Vom Kreisrat gibt es bislang eine einzige Reaktion: Man möge das Gesetz 153/2018, Art. 25, Absatz 2 respektieren, wurde der Krankenhausleitung mitgeteilt – das ist der Punkt, der die Lohnzulagen des mittleren medizinischen Personals auf höchstens 30 Prozent begrenzt, faktisch also beschneidet... „Geht alle zur Regierung und protestiert dort“, riet die Sprecherin des Krankenhauses dem Personal.
In der Gewerkschaft Sanitas erwägt man inzwischen einen Generalstreik des mittleren medizinischen Personals. Und einen Gang vor Gericht, wo man das Arbeits- und das Gesundheitsministerium wegen ungerechtfertigter Lohnkürzungen verklagen will.