Hermannstadt - Das Banat und Siebenbürgen verstehen sich bis heute in gewissem Maße als konkurrierende Regionen. Man zollt sich den gebührenden Respekt, doch man befindet sich schon seit Jahrhunderten in einem anhaltenden Wettlauf. Also ist die Vorstellung eines Buches über das Banat in Hermannstadt nicht unbedingt etwas Alltägliches.
Am Sonntag, dem 9. September, stellte Dr. Jürgen Henkel vom Verein „Ex fide lux“ im Hermannstädter Büchercafé Erasmus den zwölften Band der Deutsch-Rumänischen Theologischen Bibliothek „Christentum und kirchliches Leben im Banat in Geschichte und Gegenwart“ vor.
In seiner Einleitung erinnerte Dr. Henkel an das Jahr 2007, als Hermannstadt Europäische Kulturhauptstadt war und an das 3. Ökumenische Treffen, welches damals in der Stadt am Zibin stattfand. Nun soll auch Temeswar, welches 2023 Europäische Kulturhauptstadt sein wird, sowie das Banat gewürdigt werden. Für das kommende Jahr wird der Verein „Ex fide lux“, in Partnerschaft mit der Rumänischen Orthodoxen Metropolie des Banats und der West-Universität Temeswar, in der Banater Stadt eine gleichnamige Tagung (4. bis 8. Mai 2023) organisieren. Die schon für 2021 angedachte Tagung, welche aus Pandemie-Gründen verschoben werden musste, wird in dem vorliegenden Band dokumentiert.
„Das Banat stellt bis heute ein spezifisches Gebilde dar und bildet gleichsam einen europäischen interkulturellen Grenzraum, der seine historische und kulturelle Tiefenprägung durch die im Ersten Weltkrieg untergegangene Habsburgermonarchie zumindest noch ahnen lässt. Heute bildet das rumänische Banat eine wertvolle Region der Vielfalt im Nationalstaat Rumänien“, schreiben die Herausgeber im Vorwort als Argument.
Der zweisprachige Band, alle Beiträge liegen auf Deutsch und Rumänisch vor, ist in zwei thematische Einheiten eingeteilt. In der ersten „Das Banat – Landeskunde, Geschichte und Gegenwart“, zu der die ersten fünf Beiträge gehören, wird ein multiperspektivischer Aufriss der Banater Region nachgezeichnet. Diese thematische Einheit ist als Grundlage für den folgenden Themenblock „Die Kirchen des Banats in Geschichte und Gegenwart“ gedacht.
In der Gestaltung dieser Einheit haben die Herausgeber den immer stärker werdenden Impuls zur ökumenischen Kirchengeschichte aufgenommen. Die meisten vertretenen historischen Kirchen kommen selber zu Wort und werden nicht nur in Beschreibungen von außen dargestellt. Hier erwähnte Dr. Jürgen Henkel während der Buchvorstellung „einen kleinen Wermutstropfen“, da leider kein Vertreter der Serbischen Orthodoxen Kirche in Rumänien gefunden werden konnte, der bereit gewesen wäre, einen Beitrag über diese Kirche, die in der Region über die Jahrhunderte doch eine wichtige Rolle gespielt hat, zu liefern. Nichtdestotrotz „ergeben die einzelnen Beiträge, zusammen genommen, ein Gesamtbild der vertretenen Konfessionen“, so Henkel, denn vertreten sind die Rumänische Orthodoxe Kirche, die Römisch-Katholische Kirche, die Griechisch-Katholische Kirche, die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien und die Slowakische Evangelische Kirche.
Im Anhang findet man noch zwei historische Beiträge zu den orthodoxen Eparchien in Arad und Karansebesch und zu der evangelischen Kirchengemeinde in Arad. Erwähnenswert ist auch das reichhaltige Bildmaterial, welches für eine Tagungsdokumentation eher unüblich ist.
Der ökumenische Gedanke spiegelt sich auch in der Herausgeberschaft wieder. Als Herausgeber zeichnen S.E. Ioan Selejan, Metropolit des Banats, S.E. Jósef-Csaba Pál, Bischof von Temeswar, Hermann Schönauer, Vorsitzender von „Ex fide lux“ und Jürgen Henkel, Herausgeber der Buchreihe.
Der Band wünscht sich einerseits Impuls für weitere Forschung zu sein, andrerseits einen Beitrag zum Dialog zwischen den Kirchen zu leisten. „Christentum und kirchliches Leben in Geschichte und Gegenwart“ ist im Schiller Verlag erschienen und kann über denselben käuflich erworben werden. Informationen zu der für 2023 geplanten Tagung werden rechtzeitig über die Internetseite des Vereins: „Ex fide lux“: exfidelux.de bekannt gemacht.