Bozovici/Reschitza - Über die DIICOT-Untersuchungen gegen die Karasch-Severiner und Hunedoaraer Holzmafia wurde an dieser Stelle bereits kurz berichtet. Der Sohn von Ilie Canea, dem Bürgermeister der Gemeinde Lăpuşnicel, Iliuţă Canea, und weitere fünf Personen sitzen seither wegen Praktizierung einer besonderen Art des „Spindels“ und einer daraus folgenden massiven Steuerhinterziehung in 30-tägiger Untersuchungshaft. Der staatsanwaltliche Vorwurf, aus dem ein Strafdossier werden soll, lautet auf Bildung einer kriminellen Vereinigung und Steuerhinterziehung.
Die Staatsanwaltschaft erstreckt ihre Untersuchungen auf die vergangenen fünf Jahre (2009-2014) und auf einen ganzen Haufen Firmen, die von Canea jun., am laufenden Band gegründet, bald darauf als insolvent erklärt und aus dem Handelsregister wieder gelöscht wurden, wobei aber ihr Kundenkreis der gleiche blieb, und auch das Tätigkeitsobjekt: Holzhandel, immer ohne Begleichung von Steuern und Mehrwertsteuer.
Durch das „Spindel“-Prozedere sollte die Spur der Firmen gelöscht werden. Inzwischen untersuchen die Staatsanwälte den Vorgang bei mehr als 30 Firmen, von denen viele ihren Sitz an der selben Adresse hatten, einem Haus in Pârvova in der Almăj-Senke, das unbewohnt ist. Der bisher ausgemachte Schaden, der dem Staatshaushalt zugefügt wurde, liegt bei mehr als sechs Millionen Lei, teilte die ziemlich wortkarge Staatsanwaltschaft mit.
Die Mitbewohner der Caneas in Lapuşnicel und Pârvova waren von Überraschung zu Überraschung gerutscht bezüglich der wunderbaren Mehrung ihres Wohlstand, zumal sie „bis um 2000 im Dorf ein großes Nichts darstellten“, im banaterischen Rumänisch: „nima´n drum“ waren, einfache Leute, ohne jedes Vermögen. Der heutige Bürgermeister handelte mit Getreide, das er in der Banater Pußta einkaufte und weiterverkaufte, alles mit einem klapprigen ARO-Geländewagen. Heute fährt er einen teuren japanischen Geländewagen.
„Und der Sohn, der Iliuţă, seit der 2008 mit dem Holzgeschäft begonnen hat, geht´s ihm gut. In der Schule war er ein Sitzenbleiber“, erzählen die Dorfleute, weigern sich aber, ihre Namen den Medien preiszugeben, „aber Geld machen kann der. Der fährt nur noch dicke Audi und hat sich einen Palast gebaut. Verfügt heute über einen richtigen Guts- und Wirtschaftshof am Dorfrand.“ Dort parkt eine Flotte von zwölf Fernlastern und es steht ein Lager für EU-Paletten (eine Industrie, die vor allem in den 1990er Jahren im Almăj-Tal blühte) im Hinterhof, sowie eine weitere Lkw-Flotte, von Holztransportern. Jenseits der Straße, dem Gutshof gegenüber, steht ein kleines Feriendorf, mit mehreren Schwimmbecken, Bars, Luxus-Ferienhütten, einer Freilichtbühne – „Der Iliuţă hat nicht aufs Geld geschaut, wenn`s um seine Unterhaltung ging, die teuersten Unterhaltungskünstler hat er hergebracht, wenn er Lust hatte, sie live zu hören.“
Ilie Canea sen., der ins Visier des Integritätsbehörde ANI geraten war, behauptet, er hätte vor Kurzem ein Papier bekommen, in welchem ihm mitgeteilt wurde, dass er nicht mehr unter Strafverfolgung stehe. Im Dorf glaubt das keiner.